Abtreibung bleibt in vielen Ländern der Europäischen Union ein brisantes Thema

02. Dez 2016 • News • Ipsos • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Gesundheit

In Europa gehen die Meinungen und Einstellungen zum Thema Schwangerschaftsabbruch weit auseinander. Schweden und Polen bilden die gegensätzlichsten Meinungen ab.


Unterschiede in der Akzeptanz bei Abtreibungen In Europa

Insgesamt zeigt die Grafik enorme Unterschiede in der Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche. Schweden weist im Vergleich zu Deutschland eine dreimal so hohe Rate auf. In Polen wird Abtreibung in der Gesellschaft weniger akzeptiert. Es ist anzunehmen, dass der hohe Stellenwert katholischer Wertorientierung dazu beiträgt, dass die Anzahl an Abtreibungen hier im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geringer ist. Jedoch sollte auch die enge Verknüpfung zwischen Staat und Kirche nicht außer Acht gelassen werden. Abtreibung ist nur unter sehr strikten Regeln erlaubt. Das Resultat der konservativen Gesetzgebung ist ein höherer Anteil an illegalen Schwangerschaftsabbrüchen. Aus diesem Grund ist eine Schätzung im Hinblick auf die Anzahl der Frauen in Polen, die eine Abtreibung bereits durchgeführt haben, schwer zu treffen. Gemäß Eurostat haben im Jahr 2014 970 Frauen in Polen eine legale Abtreibung vornehmen lassen.

Abtreibung ist und bleibt in vielen Ländern der Europäischen Union ein brisantes Thema. Generell verfolgt die EU die Maxime, sich möglichst wenig in soziale Fragen der Mitgliedsländer einzumischen, da oft mit Widerstand von den einzelnen Mitgliedsstaaten zu rechnen ist. Beispielsweise hat Polen vor seinem Eintritt in die EU erklärt, dass seine Souveränität im Zusammenhang mit dem Abtreibungsrecht gewahrt bleiben muss.

Es gibt maßgeblich große Unterschiede in der Gesetzeslage zwischen den europä- ischen Mitgliedsstaaten. Schwangerschaftsabbrüche sind mehrheitlich legalisiert worden. In einigen Mitgliedsstaaten ist eine Abtreibung allerdings nur unter bestimmten Gegebenheiten, wie z.B. einer Vergewaltigung oder sehr hohen gesundheitlichen Risiken, straffrei durchführbar. Eine Ausnahme in Europa bildet Malta. Es ist das einzige Land, in dem Abtreibungen unter allen Umständen verboten sind.

Im Folgenden wird die Einstellung der Bevölkerung zur Abtreibung in den Länder Schweden, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Spanien, Italien und Polen näher betrachtet. Die Ergebnisse basieren auf einer bevölkerungsreprä- sentativen Online-Befragung, die im Februar 2016 durchgeführt wurde. Wir haben auch untersucht, inwiefern sich die aktuelle Gesetzeslage der jeweiligen Länder in den Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung reflektiert. Die dargestellten Grafiken zeigen die Ergebnisse der Online-Befragung und spiegeln die Meinungen und Einstellung der jeweiligen Landesbevölkerung insgesamt sowie separat nach Altersgruppen, Geschlechter- und Familienstatus analysiert wider.

Studiensteckbrief

Daten wurden im Februar 2016 im Rahmen des Ipsos Global@dvisor erhoben, welcher monatlich in 23 Ländern weltweit mit Hilfe des Ipsos Online Panels durchgeführt wird. Die dargestellten Ergebnisse für Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, UK, Belgien, Schweden und Polen basieren auf einer internationalen Stichprobe von 17.040 Befragten, wobei in den USA und Kanada die Altersgrenze bei 18 bis 64 Jahren lag, in allen anderen Ländern bei 16 bis 64 Jahren. Mit Hilfe des Ipsos Online Panels wurden in Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, UK, Deutsch-land, Italien, Japan, Südkorea, Spanien und den USA rund 1.000 Interviews generiert - in Argentinien, Belgien, Ungarn, Indien, Mexiko, Peru, Polen, Russland, Südafrika, Südkorea, Schweden und der Türkei jeweils rund 500 Interviews.