Österreicher überschätzen Anzahl der Asylanträge um das Dreifache
18. Dez 2019 • News • Integral • Marktforschung • Statistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt • Kultur • Sicherheit
Neben dem Klimawandel der Dauerbrenner in der österreichischen Politik: Migranten, Aslywerber und die Forderung nach Grenzschutz. Auch im vergangenen Wahlkampf ist uns immer wieder das Argument begegnet, die "Flut" an Asylwerbern sei noch nicht am Ende; Österreich und Europa müssten aufpassen, nicht überrannt zu werden. Ist das ein Faktum oder ein strapazierter Mythos? Und wie wird das in der Bevölkerung gesehen? INTEGRAL hat in einer Online-Studie anlässlich des Internationalen Tages der Migranten nachgefragt.Nur 14.000 Aslyanträge 2018? Fakt.
2015 waren die Medien voll von Meldungen über die zahlreichen Asylanträge. 89.000 waren es damals. Das lässt viele in dem Irrglauben, ein ähnlich hoher Wert hätte sich bis heute gehalten. Der Durchschnitt der Befragten schätzt die Anzahl für das Jahr 2018 auf 57.000. In den westlichen Bundesländern vermutet man den Wert sogar bei 80.000. Fakt ist: Lediglich 14.000 Anträge wurden 2018 gestellt. Das ist nicht einmal ein Viertel dessen, was landläufig angenommen wird.
Mythos: Nur ein Fünftel der 2015-er Flüchtlinge hat bisher Arbeit gefunden?
Weit gefehlt! Gerne wird auch der Mythos strapaziert, die Flüchtlinge von 2015 kosteten Österreich nach wie vor viel Geld. Man glaubt hierzulande, dass lediglich ein Fünftel von ihnen mittlerweile Arbeit gefunden hat. Tatsächlich sind es mit 44% mehr als doppelt so viele.
Anteil an Personen mit Migrationshintergrund wird um ein Drittel überschätzt
Wie hoch schätzen Sie den Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der österreichischen Bevölkerung? Um beliebte Mythen in Zahlen zu fassen, hat INTEGRAL der Bevölkerung auf den Zahn gefühlt. Das Ergebnis: Wir schätzen, dass 30% Migrationshintergrund (1. und 2. Generation) haben. Im Osten schätzt man den Migrantenanteil noch höher ein als im Westen. Soviel zum Mythos. Die Fakten: Laut Statistik Austria sind 23% der Bevölkerung Migranten. Damit überschätzt man den tatsächlichen Anteil um 30%.
Nur wenige wissen, dass die größte Migrantengruppe in Österreich die Deutschen sind
Geht es um die Herkunftsländer von Personen mit Migrationshintergrund, so denkt man in erster Linie an islamische Länder. Das vermuten jedenfalls 45% der Befragten. Nur 37% glauben, dass die meisten aus Deutschland kommen. Fakt ist: Mit 37% stellen die Deutschen die größte Migrantengruppe. Deutlich dahinter folgt die Türkei mit nur 22% aller Migranten, und auf Platz 3 Syrien mit 13%. „Der Mythos der Bedrohung durch Asylwerber und Zuwanderung geht mit Fehlinformationen und verzerrten Wahrnehmungen einher.“, so dazu Bertram Barth, Geschäftsführer von INTEGRAL. „Die Lebensweltforschung der Sinus-Milieus® zeigt uns, dass insbesondere jene Milieus zu Fehleinschätzungen neigen, die Existenzängste haben oder ihren hart erarbeiteten Wohlstand gefährdet sehen. Das sind speziell die Traditionellen, die Konsumorientierte Basis und die Bürgerliche Mitte, deren Ängste von der Politik leider auch instrumentalisiert werden, wodurch die Mythenbildung weiter gefördert wird.“
Dies sind Ergebnisse aus der INTEGRAL-Eigenforschung. Im Rahmen einer Online-Befragung wurden im Oktober 2019 1.000 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren befragt.
Informationen zur Studie und zu weiteren Analysen rund um das Thema Migration:
gunther.oswalder@marktmeinungmensch.at
+436643314900