Österreichs Bevölkerungszahl wächst durch Zuwanderung

27. Nov 2016 • News • Statistik Austria • Statistik • Wirtschaftsstatistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft

Die österreichische Bevölkerung wächst derzeit jährlich um rund 1%, wie aktuelle Einwohnerzahlen und Prognosen von Statistik Austria zeigen. Grund dafür ist in erster Linie die verstärkte Zuwanderung nach Österreich, ein guter Teil davon sind dzt. auch asylwerbende Personen. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 214.400 Zuwandernde und 101.300 Abwandernde registriert und somit ein Wanderungsgewinn von 113.100 Personen. Der Saldo aus Geburten und Sterbefällen ergab einen geringen Geburtenüberschuss von 1.300 Personen. Im Jahresdurchschnitt 2015 betrug die Bevölkerungszahl Österreichs 8,63 Mio. Einwohner. Gegen Ende des Jahres 2020 wird Österreich gemäß Vorausschätzung die 9-Millionen-Marke überschreiten. In weiterer Folge sollte Österreich im Jahr 2030 bereits 9,43 Mio. Einwohner zählen, um 9% mehr als 2015.


Die Zuwanderung kompensiert den demographisch bedingten Rückgang im Erwerbsalter

Die aktuell starke Zuwanderung nach Österreich verschiebt den bisher erwarteten Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren um einige Jahre. 2015 gehörten 5,34 Mio. Personen zu dieser Altersgruppe, also zum sogenannten "Erwerbspotenzial". Bis zum Jahr 2022 wird sich das Erwerbspotenzial um 4% auf 5,57 Mio. Personen erhöhen. Danach werden jedoch die Babyboomer der 1960er Jahre und somit deutlich stärkere Jahrgänge ins Pensionsalter übertreten, als Jugendliche aus der Ausbildung bzw. Zugewanderte hinzukommen. Dementsprechend wird die Zahl der potenziellen Erwerbspersonen in den 2030er Jahren leicht unter das derzeitige Niveau sinken, jedoch über den gesamten Prognosezeitraum bis 2080 mehr als 5,1 Mio. Personen betragen.

Ohne Zuwanderung würde das Erwerbspotential langfristig betrachtet erheblich sinken. Diesem Szenario folgend würden österreichweit im Jahr 2030 nur mehr 4,83 Mio. Menschen im erwerbsfähigen Alter leben, das entspricht einem beträchtlichen Minus von 10% gegenüber 2015. Bis 2080 würde die Zahl der Personen im Erwerbsalter um 42% auf 3,08 Mio. zurückgehen.

Ähnliches gilt auch für die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahre. Hier wird in den nächsten 20 Jahren ein Anstieg um 10% von 1,69 Mio. (2015) auf 1,86 Mio. (2035) erwartet. Zu diesem Plus tragen sowohl die zuwandernden Unter-20-Jährigen als auch Geburten der Immigrantinnen bei. Gäbe es ab sofort keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 2035 um 9% auf 1,54 Mio. absinken.

Hohe Zuwächse werden für die Altersgruppe der über 65-Jährigen Bevölkerung prognostiziert. Seit der Jahrhundertwende treten zahlenmäßig immer stärker besetzte Generationen ins Pensionsalter über. In der jüngeren Vergangenheit waren dies die Geburtsjahrgänge um 1940, in Zukunft werden es die erwähnten Baby-Boom-Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre sein. Auch durch Zugewinne bei der Lebenserwartung und das Aussterben der Kriegsgenerationen werden anteilsmäßig mehr Menschen als früher ein höheres Alter erreichen.

2015 standen noch 18% der Bevölkerung im Pensionsalter, ab 2024 werden es mehr als 20% sein, nach 2036 mehr als 25%. Der Anteil des Erwerbspotenzials an der Gesamtbevölkerung sinkt von derzeit 62% bis 2025 auf unter 60%, nach 2038 wird er weniger als 55% betragen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen geht von gegenwärtig knapp 20% auf langfristig rund 19% zurück. Gäbe es keine Zuwanderung, würde der Anteil des Erwerbspotenzials langfristig auf 47% sinken, während der Anteil der Bevölkerung im Pensionsalter bis 2080 auf 36% anwachsen dürfte.

Wien gewinnt überdurchschnittlich stark an Bevölkerung

Während die Bevölkerung des gesamten Bundesgebiets in den nächsten Jahrzehnten wächst, werden von STATISTIK AUSTRIA regional unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert. Überdurchschnittlich starkes Bevölkerungswachstum ist in Wien, Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg zu erwarten. Kärnten wird hingegen langfristig mit weiteren Bevölkerungsverlusten zu rechnen haben. Die Bevölkerungszahl der Steiermark wächst vorerst noch leicht, bevor auch hier minimale Rückgänge eintreten. Das langfristige Bevölkerungswachstum vom Burgenland und von Oberösterreich liegt unter dem Bundesschnitt von 13,4% bis zum Jahr 2060.

Stärkstes Bevölkerungswachstum in Wien

Wien wird infolge der Zuwanderung das mit Abstand stärkste Bevölkerungswachstum aller Bundesländer erleben. Ab 2022 wird die Bundeshauptstadt wieder eine 2-Mio.-Metropole sein. Somit wächst die Bevölkerung von 1,81 Mio. im Jahr 2015 über 2,14 Mio. (+18%) im Jahr 2040 bis 2,28 Mio. (+25%) im Jahr 2080. Die Bevölkerungszahl Niederösterreichs wird bis 2080 um 23% steigen, von gegenwärtig 1,64 Mio. auf 2,02 Mio. Das langfristige Bevölkerungswachstum des Burgenlandes – +20% bis 2080, von 289.000 auf 346.000 – liegt auch über dem Bundesschnitt von +16%.

Die Bevölkerungszahl von Vorarlberg steigt laut Prognose bis zum Jahr 2080 um 13%, von derzeit 381.000 auf 430.000. Tirol wächst bis 2080 im Bundesschnitt um 16%, von momentan 733.000 auf 851.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Salzburgs Einwohnerzahl wird bis 2080 von 541.000 auf 595.000 zunehmen, dies ergibt ein Plus von 10%. Ab dem Jahr 2022 wird das Land Salzburg mehr Bevölkerung als Kärnten zählen und somit zum sechstgrößten Bundesland aufsteigen. Die Einwohnerzahl von Oberösterreich wächst bis 2080 um 13%, von aktuell 1,44 Mio. auf 1,63 Mio.

Die Bevölkerungszahl der Steiermark wächst bis zum Jahr 2040 um 7%, von 1,23 Mio. auf 1,31 Mio. Danach stagniert sie auf diesem Niveau. Die in den letzten Jahren eingetretenen und kurzfristig zum Stillstand gekommenen Bevölkerungsverluste Kärntens werden sich nach dem Jahr 2030 wieder fortsetzen. Bis 2080 verliert Kärnten nach der vorliegenden Prognose 3% seiner derzeitigen Einwohnerzahl (559.000) und wird dann 543.000 Einwohner zählen.

Analog zum gesamten Bundesgebiet wird die Bevölkerung auch in allen Bundesländern stark altern, allerdings mit regionalen Unterschieden. So werden die Anteile der 65- und Mehrjährigen auch künftig im Osten und Süden Österreichs höher sein als im Westen. Eine deutliche Ausnahme in der Ostregion bildet Wien, wo der Anteil der älteren Menschen von derzeit 16,8% (2015) auf nur 20,3% (2040) und bis 2080 auf lediglich 24,2% steigen dürfte. Das wäre zu diesem Zeitpunkt der niedrigste Anteil an Über-65-Jährigen aller Bundesländer, deren Wert sonst überall zwischen 29% und 34% liegen wird. Diese Entwicklung ist eine Folge der starken Zuwanderung nach Wien: Rund 40% der jährlich Zuwandernden finden ihren Wohnort in der Bundeshauptstadt. Dieser Personenkreis ist relativ jung und verstärkt somit Zahl und Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter.

Ein differenziertes Bild zeigt sich bei der Bevölkerungsveränderung der Über-65-jährigen. Hier sind die stärksten Zuwächse im Westen und Osten Österreichs zu erwarten. In Vorarlberg (+95%) und Tirol (+99%) sowie im Burgenland (+96%) und Niederösterreich (+95%) wird sich die Zahl der über 65-Jährigen 2080 nahezu verdoppeln. In Oberösterreich (+86%) liegt die Zunahme bis zum Jahr 2080 ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt von 83%. In Kärnten (+57%), der Steiermark (+70%), Salzburg (+77%) und Wien (+80%) sind die Zuwächse an über 65-Jährigen bis zum Jahr 2080 am niedrigsten.

Langfristig wird jede vierte in Österreich lebende Person im Ausland geboren sein

Die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung wird infolge der Zuwanderung auch in Zukunft weiter ansteigen. Derzeit leben österreichweit 1,54 Mio. Menschen, die nicht in Österreich geboren sind; das sind knapp 18% der Gesamtbevölkerung. Bis 2040 wird ihre Zahl laut der aktuellen Bevölkerungsprognose von Statistik Austria auf 2,32 Mio. steigen (+51%), bis 2080 schließlich auf 2,63 Mio. (+71%). Der Bevölkerungsanteil der im Ausland geborenen Menschen wird somit im Jahr 2040 bei 24% und 2080 bei 26% liegen.

Wien hat den höchsten Anteil von im Ausland geborenen Personen

Den höchsten Anteil an im Ausland geborener Bevölkerung weist Wien auf – sowohl aktuell als auch über den gesamten Prognosezeitraum bis 2080. 2015 lag dieser Anteil in der Bundeshauptstadt bei 34%. Aufgrund des hohen Ausgangsniveaus fällt der Anstieg auf 41% im Jahr 2040 bzw. 42% im Jahr 2080 deutlich schwächer aus als in den anderen Bundesländern. Die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung Wiens steigt dabei von gegenwärtig 614.000 (2015) auf 885.000 im Jahr 2040 (+44%) bzw. 954.000 im Jahr 2080 (+55%; siehe Tabelle 1).

Die Zahl der im Ausland geborenen Menschen nimmt in allen Bundesländern über den gesamten Projektionszeitraum zu. Bis 2080 ist der stärkste Zuwachs mit +97% in Kärnten zu erwarten, der schwächste in Wien mit 55%, gefolgt von Salzburg (+65%). Der aktuelle Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung liegt zwischen 10% (Burgenland) und 19% (Vorarlberg), mit Ausnahme der 34% in Wien. Im Jahr 2080 wird wiederum Vorarlberg mit 29% nach Wien (42%) den höchsten Anteil dieser Bevölkerungsgruppe ausweisen, das Burgenland mit 17% den niedrigsten.

Österreichweit werden in Zukunft Zahl und Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung steigen. Bei der Interpretation der Ergebnisse nach dem Merkmal „im Inland / Ausland geboren“ muss jedoch strikt festgehalten werden, dass es sich hierbei nicht um eine Prognose der Bevölkerung Österreichs nach der Staatsangehörigkeit („Ausländerprognose“) handelt. Die künftige Entwicklung der Bevölkerung nach der Staatsangehörigkeit ist neben der internationalen Zu- und Abwanderung (und natürlich auch deren Fertilität und Mortalität) insbesondere von der Entwicklung der Einbürgerungsraten abhängig. Solche Raten vorauszuschätzen bedeutet aber auch, künftige politische Rahmenbedingungen zu antizipieren. Demgegenüber bleibt das hier gewählte Merkmal „Geburtsland“ der jeweiligen Person lebenslang unverändert erhalten.