Von den allgemeinen statistischen Untersuchungen zur Meinungsforschung

Umfragen und statistische Untersuchungen sind heute ein selbstverständlicher Teil der Meinungsforschung sowohl auf der staatlichen als auch auf der betrieblichen Ebene. Doch tatsächlich ist der direkte Einbezug der Öffentlichkeitsmeinung ein relativ neues Phänomen.

Anbieter: marktmeinungmensch
Veröffentlicht: Dez 2018
Preis: kostenlos
Studientyp: Blog & Paper
Branchen: Marketing & Medien • Markt & Meinungsforschung
Tags: Marktanalysen • Marktforschung • Meinungsforschung • Statistik

Die ersten Schritte zur wissenschaftlichen Datenerhebung für statistische Untersuchungen wurden im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts gemacht. Dem folgten bald amtliche Untersuchungen, welche die Institutionalisierung der Statistik und Demographie vorantrieben. Erst im 20. Jahrhundert kamen neue Impulse aus den Vereinigten Staaten, die die Meinungs- und Marktforschung in unser Leben einführten.


© Photo by Pxhere; CC0 Public Domain (CC0 1.0)

Die ersten systematischen Forschungen in Europa

Die ersten statistischen Untersuchungen an der Bevölkerung wurden von europäischen Wissenschaftlern des 17. und 18. Jahrhunderts betrieben, die einen erheblichen Beitrag zur systematischen Datenerfassung und -auswertung leisteten sowie den Weg für die moderne Statistik und Demographie bereiteten. Einer der wichtigsten Vertreter war John Graunt, der mit seinem Werk „Natural and Political Observations Made upon the Bills of Mortality“ 1662 die erste wissenschaftliche Arbeit in dieser Hinsicht geleistet haben soll. Hier machte Graunt erstmals Aussagen über die Bevölkerungsentwicklung in London auf Basis von statistischen Berechnungen durch die systematische Erforschung von Sterbetafeln. In Deutschland machte sich der Theologe Johann Peter Süßmilch durch sein Werk „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts: aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ einen Namen. Dies war die erste wissenschaftliche Forschung über die deutsche Bevölkerung, weshalb Süßmilch als der Urheber der Demographie in Deutschland gilt. Das umfangreiche Werk untersuchte nicht nur zentrale Themen wie Geburtsraten, welche heute zu den Grundbausteinen der Bevölkerungsuntersuchungen gehören, sondern betrieb auch regionale Vergleiche. Ein weiterer Meilenstein war die Arbeit des britischen Ökonoms Thomas Robert Malthus, der mit seiner „Bevölkerungstheorie“ das ungleiche Wachsen zwischen Bevölkerung und Bodenertrag erklärte und damit die optimistische Haltung, die wirtschaftlichen Wachstum durch hohe Populationszahlen versprach, herausforderte.       

Im folgenden Jahrhundert erlebte die Bevölkerungsstatistik eine wahre Blütezeit. Die Institutionalisierung wurde stark vorangetrieben. Neben Wissenschaftlern ergriffen nun die Staaten die Initiative und eröffneten Ämter für den Zweck. In Österreich gründete man 1829 das „Statistische Bureau", das der Vorläufer der heutigen Bundesanstalt Statistik Österreich war. Zudem bekamen statistische Untersuchungen eine neue Dimension durch die Zunahme der sozialen Probleme in der modernen Welt. Die „soziale Frage“, die durch die Bevölkerungsexplosion und die Industrielle Revolution an Bedeutung gewann, wurde ein wichtiger Gegenstand der empirischen Sozialforschung.

Neue Impulse aus den Vereinigten Staaten

In den 1930ern stieß besonders die Meinungs- und Marktforschung auf große Resonanz. Der Pionier auf diesem Gebiet war der US-Amerikaner George Gallup, der sich zuvor den Bereichen Werbung und Journalismus gewidmet hatte. Zum ersten Mal organisierte er 1936 eine repräsentative Umfrage auf wissenschaftlicher Grundlage anlässlich des US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs und erreichte hohe Popularität durch seine zutreffenden Voraussagen. Gallups Ziel war staatlich unabhängige demographische Untersuchungen zu betreiben. Nach seinen ersten Erfolgen konzentrierte er sich auf die Marktforschung in der Werbung- und Filmbranche. Von politischen Themen bis hin zum Konsumverhalten wurde eine ganze Bandbreite an Meinungsfragen an die amerikanische Bevölkerung gestellt. Zum Beispiel untersuchte man in der Gallup-Umfrage aus 1938 das Interesse an Slotmaschinen, Lotterie und Pferderennen, die die amerikanische Sympathie für Casinos und Wetten bestätigte.1938 wurde auch eine Umfrage bezüglich des Alkoholkonsums initiiert. Die Untersuchung zeigte, dass sechs Jahre nach der Aufhebung des Alkoholverbots 58% der Amerikaner gelegentlich Alkohol konsumierten. Die Gallup Organization zählt heute zu den führenden Markt- und Meinungsforschungsinstituten der Welt und hat in zahlreichen Ländern eine Vertretung, unter anderem auch in Österreich.

Photo by raxpixel.com; CC0 Public Domain (CC0 1.0)
© Photo by raxpixel.com; CC0 Public Domain (CC0 1.0)

Weitere Impulse aus den Vereinigten Staaten kamen aus dem universitären Bereich. Die Universität Chicago gründete das erste Hochschulinstitut für Soziologie und begann sich mit innovativen Studien im Bereich der empirischen Sozialforschung einen Namen zu machen. Das Institut führte neue Verfahren ein und betrieb zahlreiche Gemeinde- und Betriebsstudien, die statistische und demographische Untersuchungen bereicherten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die ersten systematischen statistischen Untersuchungen bereits im 17. Jahrhundert gemacht wurden, während die direkte Befragung der Bevölkerung mit wissenschaftlichen Methoden erst durch die Initiative von George Gallup im 20. Jahrhundert eingeführt wurde. Heute ist die Meinungsforschung ein wichtiges Mittel, das sowohl Wissenschaftlern und staatlichen Ämtern, als auch privaten Organisationen für die Marktforschung wichtige Informationen bezüglich zur Population aufzeigt und dabei hilft, allgemeine Meinungen, Probleme und Trends zu erkennen.