Medientalk - PR und Konfliktherde
Von 08.09.2014 bis 12.09.2014 wurden insgesamt 500 ÖsterreicherInnen repräsentativ nach Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland zum Thema „Medientalk – PR und Konfliktherde“ online befragt.
Anbieter: | meinungsraum.at |
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Veröffentlicht: | Okt 2014 |
Autor: | Roswitha Wachtler |
Preis: | kostenlos |
Studientyp: | Marktforschung |
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Branchen: | Marketing & Medien • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft |
Tags: | Berichterstattung • IS • Konflikte • Medien • Palästina • Syrien • Ukraine |
Befragt man die ÖsterreicherInnen zu den Schuldigen an den drei Konfliktherden Syrien, Israel/Palästina und Ukraine, so gibt es nur im Ukraine-Konflikt eine knappe Mehrheit von 56% für einen Schuldigen, nämlich Russland. Im Syrien-Konflikt können 30% keinen Schuldigen identifizieren und 19% meinen, Syrien sei selbst schuld, 11% sehen die USA als Schuldigen und 9% IS bzw. radikale Islamisten. Am Konflikt Israel/Palästina ist für 24% der ÖsterreicherInnen Israel schuld und 20% sehen Israel und Palästina gleichermaßen als schuldig – 22% können keine Angabe zum Schuldigen machen.
Bei allen drei Konflikten besteht eine Mehrheit, die möchte, dass Österreich den Konflikt ignoriert und keine Maßnahmen setzt. Der höchste Anteil an ÖsterreicherInnenn, die Maßnahmen setzen möchten, besteht im Ukraine-Konflikt (46%). Je weniger man einen greifbaren Schuldigen hat, umso geringer die Bereitschaft einzugreifen. Frauen sind hier noch defensiver als Männer – im Ukraine-Konflikt wären 52% der Männer für ein Eingreifen, aber nur 40% der Frauen – bei den anderen Konflikten haben je zwei Drittel der Frauen diese defensive Haltung.
Eine mögliche Ursache für die defensive Haltung der österreichischen Bevölkerung ist die geringe Glaubwürdigkeit, die man der Konflikt-Berichterstattung entgegenbringt. Österreichisches Fernsehen wird in der Berichterstattung aus Konfliktregionen von nur 46% für sehr/eher glaubwürdig gehalten und österreichisches Radio von 44%. Damit hat es das gleiche Glaubwürdigkeitslevel wie internationales Fernsehen. Internationales Radio (41%) und internationale Tageszeitungen (38%) haben noch etwas höhere Glaubwürdigkeit als österreichische Tageszeitungen (36%). Die österreichischen Tageszeitungen liegen damit nur knapp vor „durchgesickerte“ oder privat aufgezeichnete Informationen wie Videos, Tonbänder, Interviews, die meist im Internet veröffentlicht werden – 31% halten diese für sehr/eher glaubwürdig.
Jedoch vertraut man der Medienberichterstattung bei Konflikten noch mehr wie seinem eigenen privaten Umfeld (22% sehr/eher glaubwürdig) oder Online-Postings in Sozialen Medien (10%). Es scheint so, als wäre bei diesem Thema niemand wirklich glaubwürdig – auch nicht MigrantInnen aus den Konfliktgebieten (27% sehr/eher glaubwürdig) .
In der Wahrnehmung der ÖsterreicherInnen sind österreichische Medien nicht glaubwürdiger als internationale, was die Berichterstattung zu Konfliktherden betrifft. Interessant: Generell sind Online-Informationen wie private Postings (auch in Online-Zeitungen), Internetportalen etc. zu Konflikten weniger glaubwürdig als Offline-Berichte.
Man unterstellt Medienberichten über internationale Konflikte manipulativen Charakter. Zwei Drittel der ÖsterreicherInnen glauben, dass sich in den Medien jede Konfliktpartei gegenüber der eigenen Bevölkerung als „die Guten“ präsentiert (66% geben an trifft voll und ganz zu/trifft eher zu). 59% glauben, dass wir großteils Berichte aus Konfliktgebieten erhalten, die für die Großmächte von wirtschaftlicher Bedeutung sind. 58% sehen es als zutreffend, dass Medien in Konflikten als „Waffe“ dienen. 57% denken, dass Medien kaum unparteiische Berichte streuen. 56% der ÖsterreicherInnen meinen, dass wir zur Rechtfertigung von Sanktionen und anderen Maßnahmen gezielt in eine bestimmte Richtung informiert werden. Aber: Nur 21% finden es gut, dass die Medien Partei ergreifen, da sich die österreichische Politik im Gegensatz dazu aus internationalen Konfliktherden heraushält.
Fazit: Die ÖsterreicherInnen wollen sich aus internationalen Konfliktherden heraushalten. Nicht einmal dann, wenn ein eindeutig Schuldiger identifiziert ist, möchten ÖsterreicherInnen Maßnahmen setzen. Diese defensive Haltung hat sicher auch mit dem geringen Vertrauen zu tun, das man in die übermittelten Informationen hat. Man geht davon aus, dass Medienberichte zu internationalen Konflikten manipulativ sind, und auch andere Informationsquellen halten die ÖsterreicherInnen nicht für glaubwürdig.