Überleben mit Krebs

Jährlich erkranken in Österreich etwa 38.000 Menschen an Krebs, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Für beide Geschlechter stellen bösartige Tumorerkrankungen, nach den Herz-Kreislauferkrankungen, die zweithäufigste Todesursache dar. Obwohl die Zahl der Krebsneuerkrankungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stieg, gab es jedoch immer weniger Krebssterbefälle.

Anbieter: Statistik Austria
Veröffentlicht: Dez 2013
Autor: Statistik Austria
Preis: kostenlos
Studientyp: Statistik
Branchen: Branchenübergreifend • Gesundheit • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Krebs • Krebserkrankung • Sterbefälle • Tod • Todesursache • Tot

Überlebensraten von Krebserkrankten in Österreich von 1987 bis 2011

Jährlich erkranken in Österreich etwa 38.000 Menschen an Krebs, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Für beide Geschlechter stellen bösartige Tumorerkrankungen, nach den Herz-Kreislauferkrankungen, die zweithäufigste Todesursache dar. Obwohl die Zahl der Krebsneuerkrankungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stieg, gab es jedoch immer weniger Krebssterbefälle. Frühere Diagnosestellungen und neue Therapiemethoden führten zu einer Verlängerung der Überlebensdauer von Krebspatientinnen und Krebspatienten in Österreich. Im Rahmen der Eurocare-Studie, der internationalen Studie zum Überleben von Krebspatientinnen und Krebspatienten, wurden Österreich wiederholt Überlebensdauern über dem europäischen Durchschnitt bescheinigt. Nach den neuesten Berechnungen der Eurocare-Studie für die Diagnosejahre 1995 bis 1999 liegt Österreich mit einem relativen 5-Jahres-Überleben von 56% nach Schweden (58%) und Island (57%) an dritter Stelle. Die Schlusslichter bilden Slowenien (41%) und Polen (40%)Für Österreich stehen durch eine Überlebensdaueranalyse der Statistik Austria wesentlich detailliertere Ergebnisse zur Verfügung.

Das relative 5-Jahres-Überleben nahm in den vergangenen Jahrzenten deutlich zu. Während nach einer Diagnosestellung im Jahr 1987 das relative 5-Jahres-Überleben eines Krebspatienten bei 45% lag, stieg es mit dem Diagnosejahr 2007 auf 61%. Dabei entspricht ein Wert von 100% der Überlebenswahrscheinlichkeit der Gesamtbevölkerung. Je höher das relative Überleben von Krebspatientinnen und Krebspatienten ist, desto eher gelten für sie dieselben Sterbewahrscheinlichkeiten wie für alle anderen Österreicher. Anders ausgedrückt, verglichen mit der allgemeinen Überlebenswahrscheinlichkeit für einen Zeitraum von fünf Jahren war die Überlebenswahrscheinlichkeit von im Jahr 1987 an Krebs erkrankten Personen nur 0,45 mal so hoch, von 2007 an Krebs erkrankten Personen dagegen 0,61 mal so hoch.

Für Männer stieg der Wert von 40% im Diagnosejahr 1987 auf 60% im Diagnosejahr 2007 und für Frauen von 50% auf 63%. Die weitaus schlechteren Überlebensbedingungen für Männer vor knapp 30 Jahren sowie die positive Entwicklung sind zu einem Großteil auf die verschiedenen Arten der Tumorerkrankungen und deren Anteil an den gesamten Neuerkrankungen zurückzuführen. So tritt zum Beispiel Lungenkrebs, der eine sehr schlechte Prognose hat, bei Männern nicht mehr so häufig auf wie es früher der Fall war.

Für Krebspatientinnen und Krebspatienten, die bei der Diagnose jünger als 45 Jahre waren, betrug das relative 5-Jahres-Überleben 82% (Diagnosejahr 2007). Im Vergleich dazu betrug es für die älteste Patientengruppe, mit einer Diagnosestellung erst nach dem 75. Geburtstag, nur 47%. Die generell höhere Sterbewahrscheinlichkeit für ältere Menschen wird durch die Methode des relativen Überlebens berücksichtigt. Die Überlebenswahrscheinlichkeiten werden denen der Gruppe der Gesamtbevölkerung gleichen Alters und Geschlechts gegenüber gestellt. Bei den unter 45-jährigen Männern betrug das relative 5-Jahres-Überleben 80%, bei den Frauen 84%. Dahingegen betrug das relative 5-Jahres-Überleben der über 75-jährigen Männern 49% und der Frauen 45%. Bei einem Vergleich der Diagnosejahre 1987 und 2007 wurde der stärkste Zugewinn bei Männern der Altersgruppe 45 bis unter 60 Jahre beobachtet (+24 Prozentpunkte).

Das Tumorstadium bei Diagnose ist ein wichtiger Parameter für die Einschätzung der Überlebenschancen. Je später ein Tumor entdeckt wird, desto schlechter ist seine Prognose. Im Diagnosejahr 2007 betrug das relative 5-Jahres-Überleben für alle Tumorstadien zusammen 61%. Werden Tumore in einem Stadium entdeckt, in dem die Organgrenzen noch nicht durchbrochen sind (lokalisiert), liegt die Überlebensrate bei 86%. Sind bereits Lymphkonten befallen (regionalisiert), liegt die relative Überlebensrate nach fünf Jahren bei 60%, wenn bereits Metastasen vorhanden sind (metastasiert), sind es nur mehr 14%. Systemische Tumore weisen ein relatives 5-Jahres-Überleben von 57% auf. Von 1987 bis 2007 stiegen die entsprechenden Überlebensraten zwischen 11 und 19 Prozentpunkte an, mit Ausnahme der bereits bei der Diagnose metastasierten Tumore, hier stieg der Wert lediglich von 7 auf 14%.

In diese Analyse flossen Informationen von 801.218 Krebsfällen, die zwischen 1987 und 2011 diagnostiziert und vom österreichischen Krebsregister dokumentiert wurden, ein. Die Hauptergebnisse entsprechen den bereits bekannten internationalen Ergebnissen: So zeigte sich eine langfristige deutliche Zunahme des Überlebens nach einer Krebsdiagnose in den letzten 25 Jahren. Das Tumorstadium bei Diagnose sowie Alter und Geschlecht des Patienten hatten den größten Einfluss auf die Überlebensdauer. Positiv ist, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeiten von Männern in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben und nun in etwa denen der Frauen entsprechen. Nicht berücksichtigt wurde in dieser ersten Auswertung, dass Krebs verschiedene Gewebetypen betreffen kann. Der Anteil der verschiedenen Tumoren an allen Tumoren sowie die Veränderung dieser Anteile im Laufe der Zeit haben ebenfalls einen Einfluss auf das Überleben und sind Gegenstand weiterer Analysen. Bei der Interpretation der Überlebenswahrscheinlichkeiten sind allerdings auch einige Schwächen der Methode zu berücksichtigen. So führen frühere Diagnosestellungen, wie zum Beispiel durch Screening, in der Regel zu einem längeren Überleben. Ob der Patient dadurch nur früher um seine Diagnose Bescheid weiß oder ob der Tod dadurch auch hinausgezögert werden kann, kann hier nicht beantwortet werden. Genauso wenig gibt die Überlebensdaueranalyse Aufschluss über die Lebensqualität der Krebspatientinnen und Krebspatienten. Darüber hinaus kann auch die Überlebensdauer auch durch sogenannte „Überdiagnose“ künstlich verlängert sein. "Überdiagnose" ist der Fachbegriff für die Entdeckung einer Veränderung, die zwar wie eine Krankheit aussieht, die aber nie zu Beschwerden geführt hätte. Internationale Untersuchungen schätzen, dass fünf bis 15 Prozent der beim Screening erkannten Brustkrebsfälle sowie 30 bis 45 Prozent der durch PSA Testung entdeckten bösartigen Prostatatumore zu keinerlei Beschwerden oder gar zum Tod geführt hätten.