Bauboom erhöht die Preise für öffentliche Ausschreibungen

Im Jahr 2018 befand sich der Baubranche in Österreich in einer Phase der Hochkonjunktur. Diesen Anlass nutze das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und untersuchte den Zusammenhang zwischen der Konjunktur der Branche und öffentlichen Ausschreibungen. Die Arbeit zeigt, dass die überdurchschnittliche Auslastung während des Baubooms sich auf die Preise sowie die Zahl der Angebote auf öffentliche Ausschreibungen niederschlägt.

Anbieter: marktmeinungmensch
Veröffentlicht: Mär 2022
Preis: kostenlos
Studientyp: Blog & Paper
Branchen: Bau & Wohnen • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Bauaufträge • Bauunternehmen • Bauwirtschaft • Konjunktur • Öffentliche Ausschreibungen

Die Analyse untersuchte dafür den Einfluss der Konjunktur auf die Anzahl der Angebote und die Höhe der Preise bei öffentlichen Ausschreibungen. Hierfür wurden Daten aus dem Internet gesammelt und anschließend in Kombination mit Konjunkturlagen derselben Zeit ausgewertet. Betrachtet wurde der Zeitraum von 2006 bis zum Jahr 2018 in Österreich. Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass eine Hochkonjunkturphase mit einer Abnahme der Angebote und einem Anstieg der Preise für öffentliche Ausschreiben einhergeht.

Positiv für Bauunternehmen

Im Umkehrschluss heißt das, dass öffentliche Bauherren mit höheren Kosten rechnen müssen, wenn sie in einer Zeit bauen, in der es ihnen viele gleichtun. Für offizielle Einrichtungen entsteht hier die Gefahr, dass es zu einer Überschreitung der geplanten Kosten kommt. Für Bauunternehmen wirkt sich eine solche Hochphase der Konjunktur hingegen positiv aus, da bei einer hohen Zahl der Aufträge der Wettbewerb sinkt. Interessieren sich Bauunternehmen für Ausschreibungen im Bau-Bereich, so müssen sie ihr Angebot seltener nach unten anpassen und können stattdessen ihre eigenen Preise eher durchsetzen, was in Kombination mit der hohen Auslastung zu einer merklichen Reduzierung des wirtschaftlichen Drucks führt.

Krise ist Angebotstreiber

Die Auswertung der Daten der Studie zeigt von 2006 bis 2008 eine konstante Abnahme der Angebote, die pro öffentliche Ausschreibung abgegeben wurden. Im Quartalsschnitt sank diese Zahl auf unter fünf Angebote pro Auftrag. Die Zahlen stehen im direkten Zusammenhang mit der Phase der Hochkonjunktur vor der Finanzkrise. Mit Eintritt dieser kam es zu einer Umkehr dieser Entwicklung. Von nun an ging es steil bergauf, bis die Zahl der Angebote auf über sechs pro Ausschreibung anstieg.

Erst mit der Stabilisierung der Wirtschaft in Österreich nahm die Zahl ab 2010 wieder leicht ab. Ein weiterer Wendepunkt stellt das Jahr 2015 dar. Seit diesem Jahr kam es zu einem stetigen Rückgang der Angebote. Während sie im Jahr 2016 noch bei durchschnittlich 5,3 lag, sank sie zwei Jahre später auf nur 4,5. Allerdings enthalten die Daten aus diesem Jahr nur die Aufträge bis zum Oktober. Dennoch sank die Anzahl der Angebote von 2015 bis 2018 um etwa 1,7 - ein Rückgang von mehr als 25 Prozent.

Die Daten zeigen auch, dass es in den Sparten Baufertigstellung und Hochbau zu den geringsten Schwankungen kommt. Besonders anfällig für Schwankungen ist dagegen der Leitungstiefbau.

Preise zeigen ein umgekehrtes Bild

Die Höhe der Preise verhält sich gegensätzlich zu der Zahl der Angebote. Während es vor der Finanzkrise von 2008 noch zu einem leichten Anstieg kam, fielen die Preise seit Beginn der Krise deutlich. Ähnlich sieht es bei der Hochkonjunkturphase aus, die mit dem Jahr 2015 anfing. Von diesem Zeitpunkt an stiegen die Zuschlagspreise um über 10 Prozent an, bis sie ab dem Jahr 2017 im Schnitt sogar über den Kostenschätzungen der öffentlichen Auftraggeber lag.