Glücksspielverhalten und Glücksspielprobleme in Österreich - Ergebnisse der Repräsentativerhebung 2015

Die Studie untersucht das Glücksspielverhalten der österreichischen Bevölkerung. Ziel der repräsentativen Umfrage des Gallup Institutes ist Risikobereiche und Risikogruppen im Glücksspielsektor zu identifizieren, um hier in weiterer Folge Forderungen zu einem effektiven Spielerschutz zu erheben und passende Präventions- und Betreuungsangebote für pathologische Spieler zu schaffen.

Anbieter: ISD
Veröffentlicht: Mai 2016
Preis: kostenlos
Studientyp: Marktforschung
Branchen: Gesundheit • Sicherheit • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Alkoholsucht • Glücksspiel • Glücksspielverhalten • Lotterie • Spielerschutz • Spielsucht • Sportwetten • Suchtverhalten

Zielsetzung der Studie

  • Mit der Repräsentativerhebung 2015 sollten die Glücksspielteilnahme und das Ausmaß glücksspielbedingter Probleme in der österreichischen Bevölkerung (14-65 Jahre) fünfeinhalb Jahre nach Durchführung der ersten österreichischen Glücksspielstudie erhoben werden.
  • Die Befragung knüpft hinsichtlich des Forschungsdesigns und der Methodik an die Reprä- sentativerhebung 2009 an, so dass Trends beschrieben werden können.
  • Darüber hinaus wurden erstmalig Daten zum allgemeinen psychischen Befinden, zur Suizidalität und zum Alkoholkonsum erhoben. Auf dieser Grundlage können mögliche Hilfedarf für problematisch und pathologisch Glücksspielende abgeleitet werden.

Glücksspielverhalten

  • Aktuell haben 41% der Bevölkerung (14 bis 65 Jahre) in den letzten 12 Monaten irgendein Glücksspiel um Geld gespielt. Bezogen auf die letzten 30-Tage ergibt sich eine Teilnahmequote von 27%. Damit hat sich – gemessen an diesen beiden Parametern – insgesamt das Glücksspielverhalten der Bevölkerung seit dem Jahr 2009 nicht stark verändert.
  • Der monatliche Geldeinsatz für Glücksspiele hat von 2009 mit 53 € auf 57 € im Jahr 2015 zugenommen.
  • Das klassische Lotto „6 aus 45“ ist nach wie vor das beliebteste Glücksspiel in Österreich ist. Jede/r dritte Österreich/in hat dieses Spiel im Jahr 2015 mindestens einmal in den letzten 12 Monaten gespielt (33%). Der prozentuale Anteil für die 30-Tages-Prävalenz beträgt 20%. Seit 2009 sind diese Werte nahezu konstant (Veränderung jeweils um ca. ± 1 Prozentpunkt).
  • Dagegen ist für diesen Zeitraum eine deutliche Zunahme bei der europäischen Lotterie, den Euromillionen, zu konstatieren: Der Prozentwert für eine Teilnahme in den letzten 12 Monaten hat sich von 9% auf 13% erhöht.
  • Sportwetten (inkl. Pferde-/Hunderennwetten) und klassische Kasinospiele werden aktuell von jeweils 4% gespielt (12 Monats-Prävalenz).  Glücksspielautomaten in Kasinos und in Spielhallen werden von noch weniger Personen gespielt. Die aktuellen Werte für die 12-Monats-Prävalenz lauten 0,5% bzw. 1%.

Prävalenz des problematischen und pathologischen Spielens nach Glücksspielarten 2015

PRÄVALENZ PROBLEMATISCHEN UND PATHOLOGISCHEN SPIELENS (3-4 BZW. 5- 10 DSM-IV-KRITERIEN) NACH GLÜCKSSPIELART IM JAHR 2015 (MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH)

Glücksspielprobleme

  • Insgesamt liegt bei 1,1% aller Österreicher/innen (14 bis 65 Jahre) ein problematisches oder pathologisches Spielerverhalten (nach DSM-IV) vor. Dies sind etwa 64.000 Personen. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2009 konstant.
  • Dabei weisen Männer zu höheren Anteilen ein problematisches und pathologisches Spielverhalten auf als die Frauen (1,6% zu 0,5%).
  • Auch innerhalb der verschiedenen Altersgruppen stellt sich das Ausmaß vorhandener Spielprobleme sehr unterschiedlich dar. Die 14- bis 30-Jährigen zeigen sich diesbezüglich am stärksten betroffen (1,8%).
  • Automatenspieler/innen in Spielhallen, Kneipen, etc. weisen mit 21,2% die höchste Prä- valenz pathologischen Spielens auf. Bei den Sportwettern/innen ist dies nahezu jeder Zehnte.
  • Werden die Kriterien des DSM-5 für die Bestimmung des Ausmaßes der Spielprobleme herangezogen, so liegt die Prävalenz pathologischen Spielens bei 0,8%. Dieser Anteilswert verteilt sich zu jeweils gleichen Teilen auf die drei Schweregradgruppen (leicht, mittel, schwer jeweils 0,27%).
  • 16,5% aller Befragten geben an, mit Personen befreundet oder bekannt zu sein, die von einem Glücksspielproblem betroffen sind.
  • Bei spielsüchtigen Eltern aufgewachsen sind 2,4% der Österreicher/innen. In der Gruppe der aktuell pathologischen Spieler/innen ist es mehr als jeder Vierte (26,9%).

Zustimmung zu Spielerschutzmaßnahmen

  • Neun von zehn der Befragten sind der Meinung, dass Glücksspiele um Geld erst ab 18 Jahren erlaubt sein sollten (89%).
  • An zweiter Stelle folgt die Einführung einer spielartübergreifenden Sperre: 83% der Bevölkerung sprechen sich für dieses Instrument aus.
  • Auch die Reduzierung der Werbung für Glücksspielangebote wird von über 70% befürwortet.  Etwas mehr als die Hälfte der Österreicher/innen (56%) sind für ein Verbot von Glücks- /Geldspielautomaten.
  • Viele weitere Maßnahmen – wie beispielsweise die namentliche Registrierung von Spielern/innen in Kasinos und Spielhallen, Beschränkungen von Zugangszeiten oder ein Spielverbot im Internet – kommen auf Zustimmungswerte zwischen 53% und 63%.
  • Die Zustimmung der Bevölkerung zu einem Großteil dieser Maßnahmen hat seit 2009 sogar weiter zugenommen.
  • Auf die geringste Resonanz stoßen das staatliche Glücksspielmonopol und ein Alkoholverbot in Spielstätten, auch wenn die Zustimmungsraten hier noch bei deutlich über 40% liegen. Alkoholkonsum
  • 23% der Befragten geben im AUDIT-C an, in den letzten 12 Monaten keinen Alkohol konsumiert zu haben. Einen Wert, der auf ein problematisches Alkoholkonsumverhalten verweist (Cut-off von ≥ 5), erreichen 14% der befragten Personen. Davon sind 81% männlich.
  • In der leichten, mittleren respektive schweren Schweregradgruppe für pathologisches Glücksspiel nach DSM-5 liegen 66%, 78% respektive 46% oberhalb des Cut-offs im AUDIT-C. 26% der pathologischen Spieler/innen mit schwerem Schweregrad nach DSM-5 geben an, in den letzten 12 Monaten abstinent gewesen zu sein. Suizidalität.
  • 9% aller befragten Personen gaben an, sich im Laufe ihres Lebens schon einmal so niedergeschlagen gefühlt zu haben, dass sie daran gedacht hätten, sich das Leben zu nehmen. Von diesen Personen mit Suizidgedanken berichteten 31% Suizidpläne; 10% gaben an, konkret versucht zu haben, sich das Leben zu nehmen.
  • Mit zunehmendem Schweregrad der Spielproblematik (nach DSM-5) nimmt der Prozentanteil der Personen mit Suizidgedanken von 4% über 16% auf 32% zu. Psychische Gesundheit Bei 25% der österreichischen Bevölkerung finden sich mit dem Screeninginstrument MHI-5 Hinweise auf eine Angst- oder affektive Störung. Bei den Schweregradgruppen der pathologischen Glücksspieler/innen liegt der Prozentsatz zwischen 59% und knapp 90%.

Methodik 

  • Mit der Durchführung der Repräsentativbefragung wurde – wie schon im Jahr 2009 – das Österreichische Gallup-Institut beauftragt. 
  • Die Bundesländer sind in der aktuellen Studie proportional zu ihrer Einwohnerzahl im Datensatz vertreten. Regionale Auswertungen werden sich im Ergebnisteil dieses Berichts deshalb auf den Vergleich von Wien vs. alle anderen acht Bundesländer (zusammengenommen) beschränken.
  • Die Datenerhebung erfolgte ausschließlich in Form von computergestützten telefonischen Interviews (CATI). Aufgrund der vergleichsweise geringen Dichte an Festnetzanschlüssen in Österreich sind bei der Auswahl potentieller Teilnehmer/innen sowohl Festnetz- als auch Mobilfunkanschlüsse einbezogen worden.
  • Die Ziehung der Telefonnummern selbst erfolgte mittels einer Zufallsauswahl (quotiert nach Bundesland) auf Basis vorliegender öffentlicher Telefonverzeichnisse (Herold).
  • Insgesamt wurden 10.000 Personen im Alter zwischen 14 und 65 Jahren befragt. Diese Stichprobe wurde nach den Variablen Bundesland, Alter, Geschlecht und Schulbildung gewichtet, um ein repräsentatives Abbild der Österreichischen Bevölkerung zu erhalten.
  • Unter anderem wurden bei der Befragung die folgenden Instrumente eingesetzt: Das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) zur Erfassung von Spielproblemen, sowie als Screeninginstrumente der Alcohol Use Disorders Identification Test C (AUDIT-C) zur Erhebung des Alkoholkonsums und zum Screening der psychischen Gesundheit das Mental Health Inventory (MHI-5).
  • Ferner wurde die Akzeptanz von 13 verschiedenen (verhältnispräventiven) Maßnahmen des Jugend- und Spielerschutzes abgefragt.