Hasskommentare im Internet

Die Mehrheit der Internetnutzer betrachtet Hasskommentare als ernstes Problem: 79 Prozent fürchten, dass sie ein Nährboden für reale Gewalttaten sein könnten. 72 Prozent sagen, solche Äußerungen tragen zu einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas bei.

Anbieter: bitkom
Veröffentlicht: Dez 2015
Preis: kostenlos
Studientyp: Marktforschung
Branchen: Online & IKT & Elektronik • Sicherheit • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Digital Agenda • Drohung • Gewalt • Hasskommentare • Hasspostings • Internet • Rassismus • Social Media • Stalking

Hasspostings

  • Knapp jeder zweite Internetnutzer hat schon einmal Hasskommentare im Internet gelesen.
  • Jeder neunte Onliner war schon Opfer von Hasspostings und wurde persönlich angegriffen, beleidigt oder bedroht
  • Die Internetnutzer sehen Betreiber, Nutzer und Justiz in der Pflicht
  • Die Mehrheit betrachtet Hasskommentare dabei als ernstes Problem: 79 Prozent fürchten, dass sie den Nährboden für reale Gewalttaten schaffen können.
  • 72 Prozent sagen Hassposts tragen zu einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas bei.
  • Hasskommentare im Internet betrifft Digitalwirtschaft, Politik, Justiz und Gesellschaft. 
  • Gut Dreiviertel der Internetnutzer registrieren starken einen Anstieg von Hasskommentaren

Wüste Beschimpfungen, rassistische Beleidigungen, explizite Gewaltandrohungen: Fast jeder zweite Internetnutzer (48 Prozent) hat schon einmal sogenannte Hasskommentare im Internet gelesen. Und jeder neunte Internetnutzer (11 Prozent) hat sich zudem sogar selbst schon einmal als Opfer solcher Äußerungen empfunden, etwa weil er persönlich angegriffen, beleidigt oder bedroht wurde. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Die Mehrheit der Internetnutzer betrachtet Hasskommentare dabei als ernstes Problem: 79 Prozent fürchten, dass sie ein Nährboden für reale Gewalttaten sein könnten. 72 Prozent sagen, solche Äußerungen tragen zu einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas bei. „Hasskommentare im Internet sind ein Problem, das uns alle betrifft –Digitalwirtschaft, Politik, Justiz und Gesellschaft. Wir müssen uns möglichst gründlich und sachlich damit befassen“, sagt Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom. „Voraussetzung dafür ist, das Phänomen zunächst einmal genauer zu untersuchen und zu begreifen. Dazu wollen wir mit unserer Befragung beitragen.“ In der Studie werden unter anderem die Reaktionen der Leser und Opfer auf Hasskommentare beleuchtet, die Motive der Verfasser, die Rolle des Mediums Internet sowie Lösungsansätze. Die weiteren Ergebnisse im Einzelnen:

Die Reaktionen der Betroffenen

  • Internet-User, die selbst nicht attakiert wurde und die Hasskommentare ausschließlich gelesen haben, haben zu 77 Prozent überhaupt nicht darauf reagiert. 16 Prozent haben sie dem Betreiber gemeldet.
  • Knapp 7 Prozent reagieren aktiv auf die Hetze
  • 1 Prozent hat Anzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft erstattet.
  • Direkte Opfer von Hasskommentaren reagieren aktiver. 52 Prozent haben die Äußerung dem Betreiber gemeldet. 40 Prozent haben in ihrem Netzwerk dazu aufgerufen, die Äußerung ablehnend zu kommentieren.
  • 28 Prozent der  Betroffenen haben sich mit einem Posting gegen die Äußerung ausgesprochen.
  • Jedes Fünfte Opfer hat Anzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft erstattet.

Die Täter

  •  6 Prozent der Internetnutzer geben zu selbst schon einmal Hasskommentare verfasst zu haben.
  •  77 Prozent wollten mit ihrer Aussage ihrem Ärger Luft machen.
  • 61 Prozent schürten Hass um andere aufzurütteln.

Die Rolle des Internet als anonymes Medium

  • 73 Prozent der Befragten meinen die Anonymität im Internet verleitet zu Hasskommentaren. 
  • Neun von zehn Deutschen finden, das anonyme Internet erleichtert die Verbreitung von Hasskommentaren
  • 12 Prozent sind der Ansicht, dass Hasskommentare im Internet zu einer offenen Diskussionskultur gehören
  • 22 Prozent sagen, dass man sie zumindest im Grundsatz tolerieren und nur im Ausnahmefall gegen sie vorgehen sollte
  • 70 Prozent meinen, dass die Polizei und Staatsanwaltschaft stärker gegen Hasskommentare vorgehen soll
  • 86 Prozent erwarten sich, von  Internet-Betreibern eindeutige Verhaltenshinweise (Netiquette).
  • Ebenso viele wollen, dass die Betreiber Hasskommentare schnell löschen. 
  • 80 Prozent finden zudem, dass sie die Accounts von Hasskommentar-Verfassern sperren sollten. 
  • 77 Prozent sprechen sich dafür aus, bei Bedarf die Kommentarfunktion auf einer Webseite abzuschalten.
  • 72 Prozent sind der Meinung, dass Nutzer Hasskommentare verstärkt mit Argumenten widerlegen sollten

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