Konsumklima Österreich 3. Quartal 2015

Die Finanzkrise in Griechenland, die Entwicklungen im Nahen Osten und der Flüchtlingsstrom durch Europa beherrschten die Stimmung der Verbraucher im dritten Quartal. In Österreich bleibt die Konjunktur-Erwartung der Konsumenten sehr schwach, die Hoffnung auf höhere Einkommen stieg aber erneut

Anbieter: GfK Austria GmbH
Veröffentlicht: Okt 2015
Preis: kostenlos
Studientyp: Marktforschung • Pressemeldung
Branchen: Branchenübergreifend • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Anschaffungsabsicht • Kaufkraft • Konjunktur • Konsum • Optimismus • Pessimismus • Wirtschaftsklima

Die österreichische Konjunktur kommt nach wie vor nicht wirklich in Gang. Und offensichtlich rechnen die Verbraucher auch in den kommenden Monaten nicht mit einer Verbesserung der Wirtschaftsdaten. Dementsprechend lag die Konjunkturerwartung im September mit -19,8 Punkten auf fast dem gleichen Wert wie im Juni (-19,9 Zähler). „Die Entwicklungen in Europa lassen die Verunsicherung der Konsumentinnen und Konsumenten auf einem hohen Niveau bestehen. Die Österreicher bleiben sehr pessimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich betrifft“, so Paul Unterhuber von GfK Austria.

Im Sommer beschäftigten viele verschiedene Themen die Menschen und Medien in Europa. Zunächst waren das neue Hilfspaket und die Neuwahlen in Griechenland beherrschend. Mit den hunderttausenden Flüchtlingen – vor allem aus Syrien – fanden zunehmend auch die Ursachen der Flucht starke Berücksichtigung. Im Hoch- und Spätsommer gerieten somit zunehmend die Krisen und Kriege im Nahen und Mittleren Osten stärker ins Bewusstsein der europäischen Verbraucher. Wie können die Flüchtlinge innerhalb Europas gerecht verteilt werden? Wie können sie möglichst schnell in die Gesellschaft integriert werden? Diese Fragen beherrschten die Berichterstattung in den Medien. Doch auch die Logistik sowie die Versorgung der Flüchtlinge auf ihrem Weg durch Europa wurden zunehmend zum Thema. Inwieweit die Integration der Flüchtlinge in den einzelnen Ländern wirtschaftliche Konsequenzen und somit Auswirkungen auf die Konsumstimmung haben wird, bleibt abzuwarten.

Insgesamt ist die Lage in den betrachteten Ländern sehr unterschiedlich. In einigen Ländern lösten eher psychologische Faktoren, wie die stärker ins Bewusstsein drängenden Krisen, eine gewisse konjunkturelle Skepsis aus. Entsprechend beurteilten viele Bürger die Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung schlechter, als es die inländischen Rahmendaten erwarten ließen. In anderen Ländern standen dagegen nach wie vor Fakten wie Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit im Vordergrund, die somit für die bessere oder schlechtere Einschätzung der Einzelindikatoren verantwortlich waren.

Einkommenserwartung gestiegen, Konsumlaune wieder etwas höher

Im Gegensatz zur Konjunkturerwartung stieg die Einkommenserwartung in Österreich im September mit 31,1 Punkten auf den höchsten Wert seit Oktober 1999 (32,7 Punkte). Im Vergleich zu Juni bedeutet das ein Plus von mehr als 13 Punkten. Vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 1,5 Zählern.

„Erneut zeigt sich eine große Differenz zwischen den erwarteten Konjunkturdaten und der Hoffnung auf höheres Einkommen. Auch die anhaltend steigenden Arbeitslosenzahlen beirren die Österreicherinnen und Österreicher nicht in ihrer Hoffnung: die höhere Erwartung auf mehr verfügbares Einkommen steigert auch die Konsumlaune“, so Paul Unterhuber von GfK Austria.

Im Sog der optimistischen Einkommensaussichten scheinen wieder mehr Österreicher Lust zu haben, hochwertige Produkte und Dienstleistungen zu konsumieren. Die Anschaffungsneigung hat sich seit Juni erholt. Im September lag der Wert mit 11,1 Punkten um 6,3 Zähler höher als drei Monate zuvor. Im August stieg er zwischenzeitlich sogar auf 19 Punkte.

Zur Studie

Die Ergebnisse zum GfK Konsumklima Europa stammen aus einer Konsumentenbefragung, die im Auftrag der EU-Kommission in allen Ländern der Europäischen Union durchgeführt wird. In den 28 Ländern werden monatlich etwa 40.000 Personen befragt. Diese sind repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung in der EU.

Grundlage der GfK-Indikatoren zum Konsumklima Europa sind monatlich vorgenommene Befragungen zur Stimmung der Konsumenten. Dabei geht es zum einen um die gesamtwirtschaftliche Situation der einzelnen Länder und zum anderen um die Lage der Haushalte selbst.

Die Fragen zum Konsumklima Europa werden monatlich überwiegend im so genannten Omnibus durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Mehrthemenbefragung, die entweder per Telefon oder face-to-face, das heißt im Rahmen einer persönlichen Befragung, durchgeführt wird.

Aus dem monatlichen Frageprogramm von insgesamt 12 Fragen werden für das GfK Konsumklima Europa jeweils 5 Fragen ausgewählt, da sie für das Konsumklima eine entscheidende Rolle spielen.

Berechnung der ausgewählten fünf Indikatoren Konjunktur-, Preis- und Einkommenserwartung sowie Anschaffungs- und Sparneigung:

Grundlage der Ermittlung der Indikatoren sind so genannte Salden. Hier wird vom Anteil der Konsumenten, die positiv geantwortet haben (zum Beispiel: finanzielle Lage des Haushalts wird sich (viel) besser entwickeln), der Anteil derjenigen abgezogen, die negativ geantwortet haben (zum Beispiel: die finanzielle Lage des Haushalts wird sich (viel) schlechter entwickeln).

In einem weiteren Schritt wird dieser Saldo mit gängigen statistischen Verfahren standardisiert und transformiert, so dass der langfristige Durchschnitt des Indikators bei 0 Punkten liegt und einen theoretischen Wertebereich von +100 bis -100 Punkten aufweist. Empirisch waren allerdings bislang seit dem Jahr 1980 meist Werte zwischen +60 und -60 Punkten realistisch.

Zeigt ein Indikator einen positiven Wert, so ist die Bewertung dieser Größe durch den Konsumenten im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich. Entsprechend umgekehrt ist es für negative Werte. Durch die Standardisierung können die Indikatoren unterschiedlicher Länder besser verglichen werden, da mentalitätsbedingte Niveauunterschiede im Antwortverhalten ausgeglichen werden, am grundsätzlichen Verlauf des Indikators dagegen nichts verändert wird.