Statistik Preise, Preisniveaus und Kaufkraftparitäten in Europa

Einen wichtigen Beitrag der Preisstatistik im internationalen Kontext stellen die so genannten "Kaufkraftparitäten" (KKP) dar, wie sie im Rahmen von internationalen Wirtschaftsvergleichen berechnet werden. KKP sind Preisrelationen für vergleichbare Güter und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Ländern. Sie werden aus einem internationalen Warenkorb berechnet und dienen als Faktoren zur Umrechnung von Ausgabenbeträgen in eine gemeinsame Rechnungseinheit. Mit der Verwendung von KKP (anstatt der offiziellen Wechselkurse) werden Unterschiede im Preisniveau zwischen den Ländern herausgerechnet, sodass ein bestimmter Ausgabenbetrag in allen Ländern dieselbe Kaufkraft hat. Im Zusammenhang mit der Verwendung der KKP beim Vergleich der Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zwischen verschiedenen Ländern bezeichnet man sie auch als räumliche Deflatoren.

Anbieter: Statistik Austria
Veröffentlicht: Jan 1999 - Jul 2017
Preis: kostenlos
Studientyp: Statistik • Wirtschaftsstatistik
Branchen: Branchenübergreifend • Tourismus, Freizeit & Sport
Tags: EU • Kaufparitäten • Preisniveau • Touristenparitäten

Aktuelle Berechnungen von Statistik Austria über Preisniveaus und die damit verbundene Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher im Ausland ergeben für Mai 2017 weiterhin merkliche Kaufkraftvorteile im Osten Europas und in den klassischen mediterranen Urlaubsdestinationen. Für 100 in Österreich verdiente Euro erhält man in Kroatien Waren und Dienstleistungen im Wert von durchschnittlich 153 Euro, in Griechenland 126 Euro, in Spanien 121 Euro und auf Zypern 117 Euro. Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union auszutreten ("Brexit"), führte zu deutlichen Kursverlusten des britischen Pfunds und macht derzeit Reisen nach Großbritannien und Nordirland billiger (95 Euro nach 87 Euro im Vorjahr). Die mit Abstand teuersten Reiseziele sind weiterhin die Schweiz (66 Euro), Dänemark (76 Euro) und Schweden (79 Euro).

Preisniveaus / Kaufkraftparitäten

Einen wichtigen Beitrag der Preisstatistik im internationalen Kontext stellen die so genannten "Kaufkraftparitäten" (KKP) dar, wie sie im Rahmen von internationalen Wirtschaftsvergleichen berechnet werden. KKP sind Preisrelationen für vergleichbare Güter und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Ländern. Sie werden aus einem internationalen Warenkorb berechnet und dienen als Faktoren zur Umrechnung von Ausgabenbeträgen in eine gemeinsame Rechnungseinheit. Mit der Verwendung von KKP (anstatt der offiziellen Wechselkurse)  werden Unterschiede im Preisniveau zwischen den Ländern herausgerechnet, sodass ein bestimmter Ausgabenbetrag in allen Ländern dieselbe Kaufkraft hat. Im Zusammenhang mit der Verwendung der KKP beim Vergleich der Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zwischen verschiedenen Ländern bezeichnet man sie auch als räumliche Deflatoren.

Die KKP werden von Eurostat in Kooperation mit der OECD und in enger Zusammenarbeit mit den statistischen Institutionen derzeit 37 Teilnehmerländer (EU, EFTA, EU-Beitrittskandidaten, assoziierte Staaten des westlichen Balkans) im Rahmen des Europäischen Vergleichsprogramms (EVP) berechnet, das jährliche Volumenvergleiche der Hauptaggregate der VGR zum Ziel hat. Den Schwerpunkt der Arbeiten bilden dabei Preisbeobachtungen im Privaten Konsum (etwa 2400 Güter und Dienstleistungen pro Land), daneben werden aber auch andere Aggregate der VGR (Öffentlicher Konsum, Bauinvestitionen, Maschinen und Ausrüstungsgüter, Nicht-Markt-Dienstleistungen) in die Vergleiche mit eingeschlossen. Hauptaugenmerk gilt dabei stets der internationalen Vergleichbarkeit der zu beobachtenden Güter und Dienstleistungen.

Als Ergebnis dieser Vergleiche resultieren so genannte Volumenindizes bzw. Pro-Kopf-Volumenindizes, d.s. Indizes der relativen Größe von Ausgabenbeträgen von Ländern im Vergleich zu einem anderen Land (bzw. einer Gruppe von Ländern). Wenn der Vergleich auf der Ebene des Bruttoinlandsproduktes (BIP) angestellt wird, bezeichnen Volumenindizes die relative Größe einer Volkswirtschaft,  Pro-Kopf-Volumenindizes den relativen wirtschaftlichen Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft. Preisniveauindizes wiederum ergeben sich aus dem Quotienten von KKP und Wechselkurs und stellen eine Messgröße für die Unterschiede der allgemeinen Preisniveaus der Länder dar. Die genannten Indikatoren werden von Eurostat, aufgeschlüsselt nach insgesamt 60 analytischen Kategorien, veröffentlicht, welche auch die wichtigsten Aggregate der VGR umfassen.

Die Europäische Kommission verwendet die Ergebnisse von KKP-basierten Vergleichen auch für die Berechnung von Strukturindikatoren, für die Zuteilung von Unterstützungsprojekten im Rahmen der Verwaltung der Strukturfonds und das Regionale BIP pro Kopf zu KKP für die Berechnung der regionalen Fördermittel (Kohäsionsfond). Politik und Forschung verwenden die Daten für Wirtschaftsanalysen und Studien im Zusammenhang mit Wirtschafts- und Sozialpolitik im internationalen Umfeld, Privat-Unternehmen für vergleichende Analysen über Produktionskosten, Preise und Umsätze; im Bankensektor zur ökonomischen Beurteilung von Wechselkursen. Schließlich werden KKP in Form von Korrekturkoeffizienten von internationalen Organisationen und international agierenden Unternehmungen als Ausgleichsfaktoren für Gehälter verwendet, um Kaufkraftverluste/-gewinne für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an ausländischen Dienstorten zu kompensieren.

Das EVP selbst ist Teil eines nahezu weltumspannenden Vergleichs, des Internationalen Wirtschaftsvergleichsprogramms (International Comparison Program, ICP), welches von der Weltbank in Kooperation mit anderen internationalen Organisationen (z.B. UNO, IWF, …) koordiniert wird (Stand 2011/Global Round: 200 Teilnehmerstaaten).