Strukturanalyse im stationären Einzelhandel 2015

Die jährlich – im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich / Bundessparte Handel – durchgeführte Strukturanalyse bestätigt die Trendwende im stationären Einzelhandel. Die Verkaufsfläche sinkt weiter, was nahezu alle Branchen betrifft und auf die deutlich rückläufige Zahl an Einzelhandelsgeschäften zurückzuführen ist.

Anbieter: KMU Forschung Austria
Veröffentlicht: Aug 2015
Autor: Dr. Ernst Gittenberger
Preis: kostenlos
Studientyp: Branchenstudien • Marktanalyse • Marktdaten • Wirtschaftsstatistik
Branchen: Handel & Dienstleistung
Tags: Einkauf • Einzelhandel • Einzelhandelsgeschäfte • Filialen • Konzentration • Standorte • Stationärer Handel • Verdrängungswettbewerb • Verkaufsfläche

Zahl der Einzelhandelsgeschäfte sinkt erstmals unter die 40.000er-Marke

In allen betrachteten Einzelhandelsbranchen ist 2014 die Zahl der Geschäfte zurückgegangen. Aktuell stehen den KonsumentInnen rd. 39.900 Einzelhandelsgeschäfte für ihren Einkauf zur Verfügung, um -5 % bzw. -1.900 weniger als noch 2013. Aus dem Markt ausgeschieden sind 2014 jedoch nicht nur Einstandortunternehmen, der Verdrängungswettbewerb am heimischen Markt trifft in zunehmendem Maße auch kleine filialisierte Einzelhändler (mit weniger als 10 Standorten). Große filialisierte Unternehmen (mit zum Teil deutlich mehr als 10 Filialen) haben hingegen vielfach auch 2014 ihr Filialnetz weiter ausgebaut.

Verkaufsfläche sinkt zweites Jahr in Folge

Die 2013 eingeläutete Trendwende im heimischen Einzelhandel findet ihre Bestätigung in der aktuellen Strukturanalyse für das Jahr 2014. 2013 ist die Verkaufsflä- che im stationären Einzelhandel erstmals gesunken (-1 %). 2014 setzt sich der Trend weiter fort und gewinnt sogar noch an Dynamik. Gegenüber der Vorjahresperiode sinkt die Verkaufsfläche 2014 (per Saldo) um -2 % bzw. -240.000 m² auf knapp 14,1 Mio m² und fällt somit auf das Niveau von 2006 zurück.

Der Verkaufsflächenrückgang betrifft 2014 ausschließlich Einkaufsstraßen und Nebenlagen, während Einkaufs-, Fachmarktzentren und insbesondere Fachmarktgebiete durch Neueröffnungen und Flächenerweiterungen ihre Verkaufsflächen ausgebaut haben.

Konzentration erreicht höchstes Niveau der letzten Dekade

Nach dem erstmaligen Rückgang der Konzentration 2013 steigt diese 2014 wieder deutlich an. 2013 bleibt somit ein Ausnahmejahr in der letzten Dekade. Mittlerweile betreiben filialisierte Handelsunternehmen rd. 38 % aller Geschäfte im heimischen Einzelhandel (Filialisierungsgrad). Auf diese Filialen entfallen rd. 65 % der gesamten Einzelhandelsverkaufsfläche in Österreich (Filialflächenanteil). Gegenüber 2 2013 sind sowohl der Filialisierungsgrad als auch der Filialflächenanteil um jeweils +1 %-Punkt angestiegen.

Resümee:

Verdrängungswettbewerb verschärft sich Bei kaum wachsendem Marktvolumen verstärkt sich der Wettbewerb im stationä- ren Einzelhandel in Österreich zunehmend. Geprägt ist die letzte Dekade und insbesondere das Jahr 2014 von der divergierenden Entwicklung zwischen Einstandortunternehmen und fililalisierten (Groß-)Unternehmen. Während die Zahl der Geschäfte von Einstandortunternehmen in der letzten Dekade per Saldo (geschlossener abzüglich neueröffneter Geschäfte) um -24 % zurückgegangen ist, ist die Zahl der Filialen konstant hoch geblieben.

Noch deutlicher zeigt sich das Auseinanderdriften der Entwicklungen bei der Verkaufsfläche. Die Verkaufsfläche der Einstandortunternehmen ist im Vergleich 2004 /2014 um -19 % gesunken, jene der Filialisten um +20 % gestiegen. Das hat in der letzten Dekade zu einem deutlichen Anstieg der Konzentration im heimischen Einzelhandel geführt.

Die Verkaufsflächenverschiebung hat in der letzten Dekade aber nicht nur zwischen Einstandortunternehmen und Filialisten, sondern auch zwischen Standorten stattgefunden. Während die Einzelhandelsverkaufsfläche in „traditionellen“ Einkaufsdestinationen (Einkaufsstraße exkl. innerstädtischer Einkaufszentren, Nebenlagen) deutlich zurückgegangen ist, haben immer mehr Einkaufs-, Fachmarktzentren (EKZ/FMZ) und Fachmarktgebiete (FMG) eröffnet. 2004 sind noch 69 % der gesamten Einkaufshandelsverkaufsfläche auf die „traditionellen“ Einkaufsdestinationen entfallen, 2014 insgesamt 52 %.

Für die Zukunft ist zu erwarten, dass sich der Rückgang an Einstandortunternehmen noch weiter beschleunigen und der Verdrängungswettbewerb an Dynamik zulegen wird. Auch mit einem weiteren Verkaufsflächenrückgang wird zu rechnen sein, da die dynamische Entwicklung im Internet-Einzelhandel (vor allem der internationalen Anbieter) Flächen in Zukunft „obsolet“ machen wird. Auch die Flächenverschiebungen von traditionellen Standorten zu geplanten Agglomerationen (EKZ/FMZ/FMG) scheinen noch nicht abgeschlossen zu sein.