Klima am deutschen Pflegemarkt wird 2018 noch kälter

23. Jan 2019 • News • psyma • Marktforschung • Infografik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Gesundheit

Die Stimmung im Pflegemarkt wird noch kälter. Der Psyma CARE Klima - Index für 2018 beträgt 95,3. Das Klima ist im Vergleich zum Basisjahr 2017 um - 4,7 Punkte abgekühlt.


Das schlechtere CARE Klima in 2018 wird hauptsächlich geprägt von pflegenden Angehörigen, Ärzten, Kostenträgern und Pflegefachpersonen . Pflegefachpersonen und Kostenträger bilden die größten „STIMMUNGS - POLE“: während sich bei den Pflegefachkräften ein eisiges Klima von - 22,2 ( Index 77,8) eingestellt hat, liegt der Werte für die Kostenträger mit - 0,5 nahezu unverändert auf dem Vorjahreswert.

Zudem zeigen sich regionale Unterschiede: das CARE Klima im Westen ist etwas kälter als im Osten, der Süden kälter als der Norden. Auffällig schlecht ist die Stimmung vor allem in den drei Themen bereichen „Innovation“, „Qualität in der Pflege und Personalsituation“ sowie „Wirtschaftliche Situation und Finanzierung“.

Die Klimaaussichten in der Pflege auf einen Blick

Der Psyma CARE Klima-Index ermittelt einmal jährlich deutschlandweit den Stimmungsindikator für den Zukunftsmarkt Pflege. Er bildet damit ein valides Stimmungsbild mit fundierten Trendaussagen ab. Sehen Sie hier die wichtigsten Fakten dazu, wie sich die Stimmung in der Pflege verändert hat, wo diese doch inzwischen in aller Munde ist und auch politisch viel über Pflege gesprochen wird. 

Themen in der Studie

2017 wurden erstmalig N=2.016 Repräsentanten des deutschen Pflegemarkts befragt: Pro-fessionell Pflegende, Pflegende Angehörige, langfristig Pflegebedürftigkeit, Ärzte, Apothe-ker, Kostenträger, Wirtschaftsunternehmen (Health & Non-Health), Verbände und Kommu-nen.

Kernergebnisse des zweiten CARE Klima Index im Folgejahr 2018

  • Wahrgenommener Stellenwert des Pflegeberufs sinkt weiter: im Vergleich zum Vorjahr wird der Stellenwert der Pflege in allen 3 Sektoren (ambulant, stationär, Klinik) nochmals um 10% - Punkte geringwertiger in der Gegenüberstellung mit anderen Berufsgruppen eingeschätzt. Dieser Wert resultiert vor allem aus einer deutlich negativeren Wahrnehmung von Seiten der Angehörigen und Patienten, aber auch der Ärzte.
  • Wahrgenommener Stellenwert von Pflege in der Politik sinkt ebenfalls: im Vergleich zum Vorjahr wird der Stellenwert des Themas Pflege bei Politikern von etwas mehr Befragten (+5%) als niedriger eingestuft. Insgesamt geben 74% an, dass sie den Stellenwert als niedriger einschätzen würden (20 17: 69%). Die Pflege äußert sich – im Vergleich zu den restlichen Befragten – auf einem weiterhin negativen Spitzenniveau mit 85% (2017: 89%). Auch die Ärzte geben hier im Vergleich zum Vorjahr ein deutlich schlechteres Urteil ab : Waren es 2017 noch 49%, die den Stellenwert von Pflege in der Politik als „niedriger“ erachten, so sind es in 2018 bereits 60%.
  • Qualität der Pflegeversorgung wird weiterhin als mittelmäßig empfunden: Wie im Vorjahr landet die Qualität der Pflegeversorgung aus mehrheitlicher Sicht der Befragten im Mittelfeld.
  • Zukünftige Qualitätssicherung der Pflegeversorgung wird angezweifelt: wie bereits in 2017 glauben 42% der Befragten daran, dass die Pflegeversorgung zukünftig nur teilweise sichergestellt werden kann. 4 6 % geben in 2018 hierzu ein klares „Nein“ an (2017: 42%). Kostenträger schauen im Vergleich zum Vorjahr düsterer in die Pflegezukunft. Während 2017 nur 17% ein „Nein“ angaben, verneinen in 2018 immerhin 30%.
  • Auch die Patientensicherheit ruft Skepsis hervor: die Hälfte aller Befragten beurteilt die Patientensicherheit in allen 3 Sektoren der Pflege (ambulant, stationär, Klinik) nur als „teilweise gewährleistet“. Mehr Personen geben im Vergleich zum Vorjahr für die ambulante Pflege eine niedrige Patientensicherheit an. Dieses Resultat ist vor allem auf eine negativere Beurteilung innerhalb der Zielgruppe „Pflege“ zurückzuführen (2017: 28% niedriger; 2018: 36% niedriger), aber auch die Ärzte schenken der ambulanten Pflege weniger Vertrauen als im Vorjahr (2017: 14% niedriger; 2018: 22% niedriger) .
  • Arbeitsbedingungen werden im Jahresvergleich als noch schlechter empfunden: Insgesamt wächst der „schlechte“ Wert für die Arbeitsbedingungen der Pflegefachpersonen um fast 10% (20 17:51% und 2018: 60 %). Pflegefachkräfte antworten relativ gleichbleibend mit 57% „Schlecht“ (2017: 52%). Die akademisierte Pflege gibt im Jahresvergleich weniger häufig eine schlechte Beurteilung für ihre Arbeitsbedingungen: 2017 78% „Schlecht“ und 2018 5 9% „schlecht“. Angehörige leiden sozusagen mit den Pflegekräften – sie geben im Wellenvergleich mit 68% noch einmal wesentlich häufiger die Beurteilung „schlecht“ ab (2017: 38%) – ein Plus von 30%. Auch bei den Ärzten zeigt sich ein Plus von 16% für „Schlecht“, bei Apothekern +27%, bei Kostenträgern +10% und auch bei Patienten +14%.
  • Personalsituation: 77% der Pflegefachkräfte und 89% der akademisierten Pflege/Management geben zudem auf die Frage, ob die personelle Ausstattung den gegenwärtigen Anforderungen gerecht wird, ein klares Nein an. 76% aller Befragten glauben nicht, dass der Bedarf in den kommenden 10 Jahren gedeckt werden kann: während diese negative Äußerung innerhalb der Pflege mit 87% vorherrscht , sehen das die Kosten- träger, aber auch die Pflege bedürftigen selbst auffallend positiver: 54 - 58% geben ein Nein und immerhin 15% votieren hier mit einem klaren „Ja“.
  • Überleitungsmanagement schwankt in der Wahrnehmung zwischen mittelmäßig bis problematisch: die Versorgung an den Schnittstellen zwischen akut - stationär und Langzeitversorgung von Pflegebedürftigen wird im Jahresvergleich von fast allen Zielgruppen deut lich schlechter bewertet – Kostenträger sind wesentlich kritischer (75% „problematisch“) als alle anderen Befragten (44% „problematisch“).
  • Wahrgenommene Beratungsqualität zur pflegerischen Versorgung birgt Selbstüberschätzung: Im Gesamtvergleich aller Gruppen erhält die Pflege mit 40% am häufigsten die Bewertung „gut“, wenn es um die Beratungsqualität zur pflegerischen Versorgung in Deutschland geht. Deren Selbsteinschätzung ist mit 42% nahezu identisch zur Gesamtwahrnehmung. Apotheker, Hausärzte , aber auch Kostenträger neigen zur Selbstüberschätzung, was deren Beratungsqualität angeht – die breite Masse bewertet sie weit weniger gut.
  • Hohe persönliche Einschränkungen durch häusliche Pflegesituation: alle Befragten, die im privaten Umfeld selbst einen Angehörigen pflegen – von der Pflegekraft bis hin zum Facharzt – erleben persönlich zum Teil sehr hohe Einschränkungen in mental er , wirtschaftlicher, beruflicher und familiärer Hinsicht .
  • Positive Resonanz zur Ausweitung der Pflegeversicherung: 86% stimmen für eine Ausweitung der Leistungen zur Pflegeversicherung. 77% wären bereit, dafür einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung zu bezahlen.

Studienauszug:

Zum Vorjahr verschlechtert sich die  wahrgenommene Qualität in der Pflege. Wie bereits in 2017 glauben 42 % der Befragten daran, dass die Pflegeversorgung zukünftig nur teilweise sichergestellt werden kann.

Studiensteckbrief

Psyma Health & CARE: Psyma, das größte inhabergeführte Marktforschungsinstitut in Deutschland, ist exklusiver Marktforschungspartner des Deutschen Pflegetags in Berlin. Psyma CARE ist das spezielle Angebot für Marktforschung im Pflegemarkt.

In dieser Kooperation veröffentlichen wir ab Januar 2018 jährlich den Psyma CARE Klima-Index – deutschlandweit der erste ganzheitliche Stimmungsindikator im Wachstumsmarkt Pflege. 2017 wurden erstmalig N=2.016 Repräsentanten des deutschen Pflegemarkts befragt: Professionell Pflegende, Pflegende Angehörige, langfristig Pflegebedürftigkeit, Ärzte, Apotheker, Kostenträger, Wirtschaftsunternehmen (Health & Non-Health), Verbände und Kommunen. Im Mittelpunkt der 10-minütigen Online-Umfrage standen die Themen „Qualität in der Pflege & Personalsituation“, „Öffentliche Wahrnehmung & aktuelle Rahmenbedingungen“, „Innovationen“, „Versorgungslandschaft“ und „Wirtschaftliche Situation & Finanzierung“.