Frauen sind öfter als Männer über das Pensionsalter hinaus erwerbstätig

28. Sep 2015 • News • Statistik Austria • Statistik • Wirtschaftsstatistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt • Branchenübergreifend

1,7% (37.041) der erwerbstätigen Männer in Österreich sind laut der Abgestimmten Erwerbsstatistik 2013 von Statistik Austria im Pensionsalter von 65 Jahren oder älter, von den erwerbstätigen Frauen haben 3,2% (60.622) bereits das Pensionsalter erreicht (60 Jahre oder älter). Steht eine Person länger im Berufsleben, so ist dies auffallend häufig auch beim Partner oder der Partnerin der Fall. Das gleiche Verhalten ist auch bei Personen zu finden, die früher in den Ruhestand gehen.


Im Alter von 60 bis 64 Jahren liegt die Erwerbstätigenquote, d. h. der Anteil der Erwerbstätigen an allen Personen der Altersgruppe, bei Männern bei 28,1%. Von den Frauen dieser Altersgruppe sind 14,3% erwerbstätig. In der Gruppe der 65 bis 69-Jährigen stehen 10,2% der Männer und 6,6% der Frauen noch im Berufsleben. Zwischen 70 und 74 Jahren liegt dieser Anteil bei 5,8% (Männer) und 3,2% (Frauen). Ab 75 Jahren sind nur noch 2,0% der Männer und 0,8% der Frauen erwerbstätig.

Arbeiten im Alter – eine Paarentscheidung?

Ob jemand länger arbeitet oder früher in Pension geht, stimmt häufig mit dem Verhalten des Partners bzw. der Partnerin überein. 64,3% der erwerbstätigen Männer zwischen 55 und 64 Jahren leben mit einer ebenfalls erwerbstätigen Partnerin im Haushalt. Ist der Mann in diesem Alter schon in Pension, sind auch 56,2% der Partnerinnen bereits zu Hause.

In einer Partnerschaft lebende Männer sind zudem häufiger erwerbstätig als Alleinlebende: Rund 76% der 55- bis 59-jährigen Männer in Partnerschaften sind erwerbstätig, aber nur 61% der Alleinlebenden. In höherem Alter tritt dieser Unterschied nicht mehr auf. Für Frauen ist dieser Zusammenhang nicht feststellbar.

Ältere Erwerbstätige sind häufiger selbständig und arbeiten öfter in Teilzeit oder geringfügig

Nur wenige Menschen arbeiten in höherem Alter in einer unselbständigen Vollzeitbeschäftigung. Viele Beschäftigte jenseits des gesetzlichen Pensionsalters sind selbständig erwerbstätig. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Teilzeit- oder geringfügigen Beschäftigungen.

Insbesondere bei Männern steigt der Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen mit dem Alter um das Zweieinhalbfache – von 18,0% bei den 55- bis 59-Jährigen auf 44,3% bei den über 65-Jährigen (im Durchschnitt aller erwerbstätigen Männer liegt er bei 13,0%). Auch bei den erwerbstätigen Frauen ist mit steigendem Alter ein größerer Anteil selbständig, von 12,4% bei den 55- bis 59-Jährigen steigt ihr Anteil auf 27,2% bei den über 60-Jährigen (Durchschnitt aller erwerbstätigen Frauen: 8,6%). In höherem Alter setzt sich diese Entwicklung fort.

Von den unselbständig erwerbstätigen Frauen ab 60 Jahren und Männern ab 65 Jahren ist der überwiegende Anteil geringfügig erwerbstätig. 66,7% der unselbständig erwerbstätigen Männer ab 65 Jahren arbeiten geringfügig, 13,0% in Teilzeit, 18,4% von ihnen in Vollzeit. Bei den unselbständig erwerbstätigen Frauen ab 60 Jahren ist der Anteil der Vollzeitbeschäftigten zunächst etwas höher als bei den Männern – 62,0% sind geringfügig beschäftigt, 15,9% in Teilzeit und immerhin 20,9% in Vollzeit. Ab 65 Jahren sind dann von den unselbständig erwerbstätigen Frauen aber sogar 78,3% geringfügig beschäftigt, 11,1% in Teilzeit und nur noch 9,8% in Vollzeit.

Personen, die im Pensionsalter erwerbstätig sind, sind höher gebildet

Länger Erwerbstätige verfügen über höhere Bildung als Personen in Pension. Ein Viertel (25,0%) der erwerbstätigen Männer ab 65 Jahren hat einen Tertiärabschluss, in der männlichen Gesamtbevölkerung der Altersgruppe dagegen nur 9,5%. Bei den erwerbstätigen Frauen ab 60 Jahren ist der Anteil jener mit Tertiärabschluss zwar mit 15,8% geringer, im Vergleich zur weiblichen Gesamtbevölkerung dieses Alters (5,3%) aber gut dreimal so hoch.

Österreich im internationalen Vergleich: Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen eher niedrig

Im Jahr 2013 liegt das tatsächliche Pensionsantrittsalter in Österreich bei Frauen und Männern knapp unter 60 Jahren (Frauen: 57,5 Jahre; Männer: 59,6 Jahre). Im internationalen Vergleich bleiben die Österreicherinnen und Österreicher damit unterdurchschnittlich lang im Erwerbsleben.

Wie Daten des Census Hub 2011 zeigen, waren von den österreichischen Männern zwischen 60 und 64 Jahren noch 26,7% erwerbstätig, damit liegt Österreich im EU-Vergleich auf dem fünftletzten Platz. Am höchsten ist die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen – sowohl bei Männern als auch bei Frauen – in Schweden, wo 2011 73,2% der Männer und 67,3% der Frauen dieses Alters noch im Erwerbsleben standen. Auch in Irland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Dänemark und Zypern arbeiteten noch mehr als die Hälfte der 60- bis 64-jährigen Männer. Ganz am Ende der Reihung finden sich Ungarn, Luxemburg, Slowenien und – an letzter Stelle – Frankreich, wo das gesetzliche Pensionsantrittsalter bei 60 Jahren liegt.

Wie bei den Männern liegt Österreich im EU-Vergleich auch bei den Frauen zwischen 60 und 64 auf dem fünftletzten Platz, hier standen nur noch 13,3% im Erwerbsleben. Nach Schweden, dem Land mit der höchsten Erwerbsbeteiligung von Frauen im Alter von 60 bis 64, arbeitete auch in Finnland, Estland, Deutschland und Dänemark noch mehr als jede vierte Frau in diesem Alter. Schlusslicht im EU-Ranking ist Slowenien, dort waren nur 4,1% der Frauen dieser Altersklasse erwerbstätig. In Malta liegt dieser Anteil mit 7,0% ebenfalls unter 10%.