Corona - Als die Österreicher begannen mit dem Home-Office zu leben

26. Jan 2021 • News • Gallup • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Gesundheit • Arbeitswelt

COVID-19 hat Österreich in ein Land der Home Offices verwandelt. Das zeigt Gallup Corona-Stimmungsbarometer. Rund 42% der Arbeitnehmer geben an, letztes Jahr im Home Office gearbeitet zu haben. Überdurchschnittlich häufig war dies bei den hohen Bildungsabschlüssen (68%) und jüngeren Arbeitnehmern der Fall. Während 54% der unter 30jährigen zumindest zum Teil im Home Office arbeiteten, waren es bei den Arbeitnehmern über 50 Jahren 35%.


Für die Zukunft wünschen sich die Befragten vor allem mehr Spielraum bei der Arbeitsgestaltung: 79% befürworten flexiblere Arbeitszeiten, 55% „hybrides“ Arbeiten (zum Teil im Home Office und zum Teil am bisherigen Arbeitsort). Nur 26% der österreichischen Arbeitnehmer möchten ausschließlich von Zuhause aus arbeiten, für reine Präsenzarbeit sprechen sich 50% aus. Besonders hoch ist die Akzeptanz für mobile Arbeitsmodelle bei den jungen Arbeitnehmern: 71% der unter 30jährigen können sich hybrides Arbeiten, 40% reines Home Office vorstellen.

Gallup Corona-Stimmungsbarometer - Wie sehr wünschen Sie sich folgende Arbeitsmodelle in der Zukunft?

Die Attraktivität eines Arbeitsmodells hängt dabei deutlich mit Erfahrungen während der Krise zusammen: Arbeitnehmer, die teils im Home Office, teils am bisherigen Arbeitsort arbeiteten, wünschen sich zu 84% diese Lösung für die Zukunft. Reines Home Working finden hingegen vor allem jene attraktiv, die ausschließlich zu Hause tätig waren (64%).

„Wie in anderen Lebensbereichen hat die Corona-Krise auch in der Arbeitswelt die bestehenden Trends beschleunigt. „New Work“ ist zur Realität geworden und scheint sich als Wunschmodell der Zukunft zunehmend durchzusetzen. Home Office alleine ist dabei kein Allheilmittel, vor allem die menschliche Interaktion im Team fehlt. Vielmehr geht es darum, die individuell richtige Kombination zwischen Remote-Arbeit und ArbeitsplatzPräsenz sowie mehr Arbeitszeit-Flexibilität zu ermöglichen,“ so die Leiterin des Gallup Instituts, Andrea Fronaschütz.

Die Arbeitgeber werden gut beurteilt

Die Österreicher stellen in der Gallup-Umfrage* zur „Einschätzung der Arbeitsbedingungen in der Krise“ ihren Arbeitgebern für den Zeitraum zwischen März und Dezember 2020 insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Diese haben ihre Mitarbeiter mehrheitlich gut über Veränderungen und Entscheidungen informiert (79% „stimme vollkommen zu“ oder „stimme zu“). Mehr als drei Viertel der Befragten (77%) fühlten sich fair entlohnt. Wesentlich für die hohe Zufriedenheit war auch, dass die Unternehmen eine angstfreie Atmosphäre geschaffen haben (79%).

Große Unternehmen (mit mehr als 250 Mitarbeitern) schneiden besonders gut bei den Aspekten Information, Entlohnung und Infrastruktur ab. „Große Unternehmen haben die finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten, die Rahmenbedingungen zufriedenstellend zu gestalten und konnten die vorhandenen Strukturen offenbar gut einsetzen,“ so Fronaschütz weiter.

Die Angestellten beurteilen das Verhalten ihrer Arbeitgeber am positivsten, die Beamten am kritischsten, insbesondere was Zusatzleistungen, Gemeinschaftsgefühl oder Vorleben von Werten anbelangt.

Im Branchenvergleich hebt sich der Handel in der Jahresrückschau besonders positiv ab. Die Beschäftigten im Handel schätzen vor allem die Unterstützung und Hilfe durch ihren Arbeitgeber. Auch sind sie im hohen Maße der Meinung, dass die Unternehmen das Gemeinschaftsgefühl gefördert, gesellschaftliche Verantwortung übernommen und entsprechende Werte vorgelebt haben.

Handelsangestellte zeigen auch eine höhere Weiterempfehlungsbereitschaft als Beschäftigte in den meisten anderen Branchen und würden sich häufiger erneut bei ihrem Arbeitgeber bewerben. „Die Führungskräfte im Handel haben offenbar während der Krisenmonate einen guten Job gemacht,“ kommentiert Andrea Fronaschütz diese Ergebnisse. Bei den Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegewesen, die im vergangenen Jahr ebenfalls stark gefordert waren, fallen die Beurteilungen tendenziell unterdurchschnittlich aus.

Die Arbeitsbedingungen während der Krise haben Spuren in der Wahrnehmung der Arbeitgeber hinterlassen: 21% der Befragten sehen ihren Arbeitgeber positiver und fühlen sich diesem mehr verbunden als vor der Krise, 16% haben eine schlechtere Meinung von ihrem Arbeitgeber und fühlen sich diesem weniger verbunden. Mitarbeiter, die zumindest teilweise im Home Office arbeiteten, urteilen hier positiver als jene mit weniger Arbeitsflexibilität.

Die österreichischen Arbeitnehmer zeigen sich zum Zeitpunkt der Umfrage (Dezember 2020) in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit überwiegend zuversichtlich: 84% gingen davon aus, ihren Arbeitsplatz in Zukunft behalten zu können, 80% gaben an, in den nächsten Jahren bei ihrem Arbeitgeber bleiben zu wollen.

Inhalte der Studie:

  • Hat sich die Art und Weise, wie Sie über Ihren Arbeitgeber denken, im Laufe der Krise verändert?
  • Wie sehr wünschen Sie sich folgende Arbeitsmodelle in der Zukunft?

Informationen zur Studie

Dr. Andrea Fronaschütz
Institutsleiterin / COO
Das Österreichische Gallup-Institut
T +43 1 470 47 24-13
a.fronaschuetz@gallup.at