EMO-Ranking der Bundespräsidentschafts-Kandidaten

19. Apr 2016 • News • meinungsraum.at • Marktforschung • Infografik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft

Nur fünf Prozent unser Entscheidungen sind rational. Welche Emotionen lösen die KandidatInnen zur Bundespräsidentschaftswahl 2016 bei den Wählern aus? Vertrauen, Abneigung, Freude oder Begeisterung? Eine erfrischend analytische Studie von meinungsraum.at und mind2matter durchleuchtet die emotionalen "Entscheidungshelfer" zur bevorstehenden Wahl.


Die Bundespräsidentenwahl geht in die heiße Phase. Doch abseits der üblichen Meinungsumfragen stellt sich die Frage, wie die Wähler auch emotional zu den jeweiligen Kandidaten stehen. Wer wird vom Wahlvolk geliebt, wer gehasst und wem vertraut man? Christina Matzka, Studienleiterin von meinungsraum.at: „Mit dem neuen Umfrageverfahren EmoLogic ™, das von made2matter entwickelt wurde, können wir auch das Fühlen und Denken quantitativ messbar macht. Damit schließen wir eine wichtige Lücke, denn nur fünf Prozent der Entscheidungen werden vom Verstand geleitet und 95 Prozent von der Intuition.“

Van der Bellen vertraut man, über Hundstorfer ärgert man sich, Griss macht keinen Spaß, Kohl löst keine Begeisterung aus, Lugner polarisiert, bei Hofer haben die Wähler ein Problem mit dem Vertrauen

Laut aktueller EmoLogic ™ Umfrage von meinungsraum.at unter 600 Österreichern zeigt sich, dass der bekannteste Kandidat zur Bundespräsidentenwahl Richard Lugner (73% nennen ihn spontan), dicht gefolgt von Alexander Van der Bellen (71%) ist. meinunsgraum.at-Studienleiterin Matzka: „Richard Lugner ist auch jener Kandidat, der am meisten polarisiert. Er erreicht bei Freude, Begeisterung, Erstaunen aber auch Abneigung die höchsten Werte. 55 Prozent der Befragten empfinden offensichtlich eine Abneigung gegen ihn. Seine eigene Begeisterungsfähigkeit gepaart mit Selbstironie dürften maßgeblich zu diesem Bild beitragen. Für seine WählerInnen sind Vertrauen und Freude die emotionalen Hauptmotive, Erwartung rückt in den Hintergrund.“ Das größte Vertrauen (40%) bringen die Wähler Alexander van der Bellen entgegen. Doch van der Bellen punktet nicht mit Freude und Begeisterung, hier liegt er unter den Werten seiner Mitbewerber. Gleichzeitig zieht er aber auch deutlich weniger negative Emotionen wie Abneigung und Ärger als andere Kandidaten auf sich. Das große Asset für Van-der-Bellen-Wähler sind Vertrauen und Erwartung.

Auch Irmgard Griss darf sich über die niedrigsten negativen Emotionswerte wie Abneigung (29%) und Ärger (14%) freuen und beim Thema Vertrauen kann sie es mit Alexander van der Bellen aufnehmen (38%). Bei Interesse und Neugier kann Griss sogar am meisten punkten. Die ÖsterreicherInnen trauen ihr ernsthaftes Interesse am Amt in höchstem Maße zu. Nur bei den Themen Freude und Begeisterung kann Irmgard Griss überhaupt nicht punkten. Ihre Wählerschaft motivieren ähnlich wie bei van der Bellen Vertrauen und Erwartung.

Der FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer weist mit 21 Prozent nach Richard Lugner den geringsten Vertrauenswert auf, doch bei den Emotionen Freude (28%) und Begeisterung (23%) liegt er nach Lugner an zweiter Stelle. „Wie seine Mutterpartei polarisiert Hofer und erreicht gleichzeitig auch den höchsten Abneigungswert. Doch Hofer-Wähler sind von ihrem Kandidaten im höchsten Maße emotional überzeugt“, so Studienleiterin Matzka.

Erstaunlich ist das emotionale Bild des SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer. Er liegt bei den positiven Emotionen Freude leicht, bei Begeisterung klar unter dem Schnitt und reiht sich hier gemeinsam mit Griss und Khol ein. Auch sein emotionaler Vertrauenswert ist unterdurchschnittlich (26%). „Hundstorfer hat aber mit 32 Prozent der Befragten den höchsten Ärger-Wert zu verzeichnen – als zuletzt ausgestiegenes Regierungsmitglied dürfte Hundstorfer den Wählerfrust der Regierung abbekommen. „Für die eigenen WählerInnen hat Hundstorfer neben Vertrauen emotional wenig zu bieten“, so Meinungsforscherin Matzka.

Andreas Khol hingegen liegt bei den Vertrauenswerten von 37 Prozent über dem Durchschnitt und nur knapp hinter van der Bellen und Griss, Freude und Begeisterung lassen allerdings klar zu wünschen übrig. Bei Abneigung liegt Khol hinter Hofer und Lugner an dritter Stelle – eine klar negative emotionale Position. Ärger hingegen wird nicht so häufig empfunden. Bei den eigenen WählerInnen erreicht Khol ein differenzierteres Bild als zum Beispiel Hundstorfer: Vertrauen ist zwar auch hier die stärkste Emotion, wird aber mit Erwartung und auch Freude gepaart.