Internationaler Frauentag 2015: Frauen sind gut ausgebildet, arbeiten häufig in Teilzeit. Beim Gender Pay Gap liegt Österreich mit 23% in der EU an vorletzter Stelle

07. Mär 2015 • News • Statistik Austria • Statistik • Wirtschaftsstatistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt • Sozialanalysen

Das Bildungsniveau der Frauen ist in den letzten Jahren weiterhin stärker gestiegen als jenes der Männer. Gleichzeitig erhöhte sich die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 61,6% (2003) auf 67,6% (2013), wie aus Daten von Statistik Austria weiters hervorgeht. Die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit ist jedoch in erster Linie auf einen Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen (2003: 36,0%; 2013: 45,5%). Frauen verdienen dabei nach wie vor deutlich weniger als Männer, was sich in niedrigeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko niederschlägt.


Frauen haben bei der Bildung stark aufgeholt

Zwar haben in der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren immer noch mehr Frauen (23,2%) als Männer nur einen Pflichtschulabschluss (14,9%). Bei den 25- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Frauen mit Pflichtschulabschluss jedoch bereits niedriger als jener der Männer. 2012/13 wurden 58,3% der Maturaabschlüsse und 58,7% der Studienabschlüsse an Universitäten von Frauen erworben. Bei den Doktoraten sind Männer (56,3%) allerdings noch in der Überzahl und auch an Fachhochschulen liegt der Frauenanteil mit 48,9% unter jenem der Männer.

Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt; Trend zu Teilzeit hält an

Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen stieg in den letzten zehn Jahren von 61,6% (2003) auf 67,6% (2013). Damit liegt sie deutlich über dem EU-Durchschnitt (58,8%). Die Zunahme ist jedoch in erster Linie auf die weiterhin steigende Zahl von Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen. Die Teilzeitquote der Frauen erhöhte sich zwischen 2003 und 2013 von 36,0% auf 45,5%. Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sehen in der Teilzeitbeschäftigung häufig die einzige Möglichkeit, neben den Betreuungsaufgaben einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. 2013 waren 70,6% der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt (Männer: 6,5%).

Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern nur leicht rückläufig

Betrachtet man die Einkommenssituation aller unselbständig Erwerbstätigen, so lagen die mittleren Bruttojahreseinkommen der Frauen 2013 um 39,1% unter jenen der Männer. Bezogen auf die ganzjährig Vollzeitbeschäftigten sank die Einkommensdifferenz zwischen Frauen und Männern von 22,5% im Jahr 2004 auf 18,2% 2013.

Vergleicht man die auf Bruttostundenverdienste standardisierten Löhne und Gehälter von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft, dann sank der Gender Pay Gap laut Eurostat von 25,5% 2006 auf 23,0% 2013. Im EU-Vergleich zählt Österreich damit weiter zu den Ländern mit den größten geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden. In Schweden (15,2%) oder Dänemark (16,4%) liegt der Gender Pay Gap dagegen trotz hoher Frauenerwerbstätigkeit und hoher Teilzeitbeschäftigung der Frauen unter bzw. im EU-Durchschnitt (EU-27: 16,4%). Insgesamt zeigen Analysen, dass in Österreich weniger als die Hälfte der Lohndifferenz durch Faktoren wie Branche, Beruf, Ausbildung, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit, Vollzeit/Teilzeit, Art des Arbeitsvertrags, Region und Unternehmensgröße erklärt werden kann.

Gender Pay Gap in der EO Österreich am vorletzten Platz

Bruttoeinkommen in Österreich von von Männdern und Frauen

Alleinlebende Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen besonders armutsgefährdet

Niedrigere Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, führen auch zu niedrigeren Pensionen. Die mittlere Alterspensionen der Frauen lag laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger im Jahr 2013 mit 852 Euro um 51,8% unter jener der Männer mit 1.769 Euro. Laut EU-SILC 2013 waren 24% der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 11% der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 27% ebenfalls ein erhöhtes Armutsrisiko.