Internationaler Frauentag 2016 in Österreich: Gender Pay Gap 24%, Teilzeitquote 47% und Altersarmutsgefährdung 22%

04. Mär 2016 • News • Statistik Austria • Statistik • Wirtschaftsstatistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt • Kultur

Im Jahr 2014 waren 46,9% der erwerbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt. Vor allem für Frauen mit Kindern unter 15 Jahren ist Teilzeitbeschäftigung die dominierende Form der Erwerbsarbeit, wie die Daten von Statistik Austria anlässlich des bevorstehenden internationalen Frauentags zeigen. So gingen bei den 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren 67,3% einer Teilzeitarbeit nach. Dabei verdienen Frauen nicht nur durch Teilzeit deutlich weniger als Männer, was sich insgesamt in niedrigeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko niederschlägt.


Gender Pay-Gap inder EU im Vergleich: Österreich an vorletzter Stelle

Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt; Zuwachs entfällt vor allem auf Teilzeit

Parallel zu einem Anstieg des Bildungsniveaus der Frauen in den letzten Jahren erhöhte sich die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 59,7% (2004) auf 66,9% (2014). Damit liegt die Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich über dem EU-Durchschnitt von 59,5%. Die Zunahme ist jedoch in erster Linie auf die weiterhin steigende Zahl von Teilzeiterwerbstätigen zurückzuführen. In Österreich erhöhte sich die Teilzeitquote bei Frauen von 37,6% (2004) auf 46,9% (2014). Nur in Deutschland und den Niederlanden arbeiteten 2014 noch mehr Frauen in Teilzeit (EU-28: 32,8%).

Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sehen in der Teilzeitbeschäftigung häufig die einzige Möglichkeit, neben den Betreuungsaufgaben einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, während das berufliche Engagement von Männern durch die Geburt eines Kindes kaum beeinflusst wird. Im Jahr 2014 waren 67,3% der aktiv erwerbstätigen Frauen (d.h. ohne Elternkarenz) im Alter von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt (Männer: 5,6%).

Aufteilung der Erwerbsarbeit folgt häufig traditionellen Rollenmustern

Bei 44,6% der Paare mit Kindern unter 15 Jahren ging 2014 die Frau einer Teilzeit- und der Mann einer Vollzeitbeschäftigung nach (2004: 34,8%). Bei 19,4% der Paarhaushalte mit Kindern war 2014 ausschließlich der Mann auf Vollzeitbasis erwerbstätig (2004: 26,7%), bei 14,0% waren beide Partner vollzeiterwerbstätig (2004: 20,3%). Das Modell der Vollzeiterwerbstätigkeit des Mannes, gekoppelt mit einer Teilzeiterwerbstätigkeit der Frau, gewinnt somit weiter an Bedeutung. Arbeitszeitmodelle, die auf eine Haupterwerbstätigkeit der Frau oder eine partnerschaftliche Aufteilung abzielen, bei der beide Elternteile einer Teilzeiterwerbstätigkeit nachgehen, wurden in weniger als 10% der Paarhaushalte mit Kindern unter 15 Jahren gelebt.

Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als Männer

Teilzeitbeschäftigung von Frauen wird daher häufig als eine Ursache für die großen Lohnunterschiede angeführt. Gemessen an den mittleren Bruttojahreseinkommen 2014 verdienten Frauen insgesamt um 38,9% weniger als Männer (2004: 40,6%). Aber auch eingeschränkt auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte lagen die Bruttojahreseinkommen der Frauen 2014 um 18,0% unter jenen der Männer (2004: 22,5%). Im 10-Jahres-Vergleich ist der Lohnunterschied leicht rückläufig.

Im EU-Vergleich zählt Österreich aber weiterhin zu den Ländern mit den größten Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern. Vergleicht man die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft, dann betrug der Gender Pay Gap in Österreich 2014 22,9% (2006: 25,5%). Damit liegt Österreich weiterhin an vorletzter Stelle (EU-28: 16,1%), wenngleich einige Werte als provisorisch zu verstehen sind.

Armutsgefährdung bei alleinlebenden Pensionistinnen und Alleinerzieherinnen besonders hoch

Niedrigere Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, führen auch zu niedrigeren Pensionen und anderen sozialen Risiken. Laut EU-SILC 2014 waren 22% der alleinlebenden Pensionistinnen, aber nur 12% der alleinlebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Eltern-Haushalte – das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern – haben mit 34% das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen.