Lage der Frauen in Oberösterreich hat sich durch Corona nochmal zugespitzt

14. Apr 2021 • News • Arbeiterkammer • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt

Der AK-Frauenmonitor 2021 belegt, dass sich die Lage der Frauen im ersten Corona-Jahr leider zugespitzt hat. Verbesserungen für Frauen gehen kaum voran und Gleichstellungspolitik wird hintangestellt. Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich über den Vorjahreswerten, die Langzeitarbeitslosigkeit stieg bei Frauen um über 50 Prozent.


Noch immer warten systemrelevante Beschäftigte auf den anerkennenden Corona-Tausender und noch immer hinkt die Kinderbetreuung in Oberösterreich weit hinter anderen Bundesländern her. „Es wird Zeit für die politisch Verantwortlichen zu handeln. Für die von der Krise besonders getroffenen Frauen muss endlich etwas getan werden“, fordern AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober.

Zum 13. Mal hat die Arbeiterkammer mit der Sonderausgabe des Frauenmonitors eine umfangreiche Sammlung von Daten und Fakten zur Lage der Oberösterreicherinnen herausgebracht. Das Resümee: Der Beifall von den Balkonen im letzten Frühjahr für die Leistungen der Menschen – mehrheitlich Frauen – in systemrelevanten Berufen hat sich rasch verflüchtigt. Von Verbesserungen sind Frauen weit entfernt, in vielen Lebensbereichen gab es sogar Verschlechterungen. Der Weg zur Gleichstellung wurde noch länger und noch steiniger.

Dramatischer Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit

Frauen haben im Kampf um Arbeitsplätze die schlechteren Karten: Im März 2021 ist die Zahl der arbeitssuchenden Frauen gegenüber dem März des Vorjahres um fast 23 Prozent gestiegen, die Zahl der langzeitarbeitslosen Frauen um fast 55 Prozent. „Das ist dramatisch und inakzeptabel“, so AK-Präsident Kalliauer. „Hier muss die Politik dringend gegensteuern. Etwa durch ein umfassendes Konjunkturprogramm, eine Erhöhung des AMS-Förderbudgets und eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes.“ Von einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes würden insbesondere Frauen profitieren.

Die Entwicklung der Beschäftigung von Frauen im ersten Corona-Jahr stellt sich so dar: Im März 2020 brach die Beschäftigung österreichweit sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern massiv ein. Bei den Männern fiel der Einbruch aufgrund der größeren Bedeutung der Baubranche und der Arbeitskräfteüberlassung etwas stärker aus. Bis zum Sommer 2020 fielen aber dann die relativen Beschäftigungsrückgänge bei den Frauen im gesamten Bundesgebiet stärker aus als bei den Männern

Einkommen: Noch immer hoher Unterschied

Durchschnittlich rund ein Drittel beträgt der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Während in der eher gering entlohnten Gastro-Branche die Einkommen von Frauen und Männern in Oberösterreich relativ nahe beieinander liegen (16 Prozent Unterschied), weitet sich der „Gap“ in der eher höher entlohnten Finanzbranche auf 44 Prozent aus.

Laut dem Arbeitsklima-Index-Frauen 2020 sehen über drei Viertel der Frauen den dringendsten Handlungsbedarf bei den Einkommen, wenn es um ihre Benachteiligungen in Arbeitswelt und Gesellschaft geht. Kein Wunder, laut Eurostat wird eine Frau in Österreichs Privatwirtschaft pro Stunde um knapp ein Fünftel geringer entlohnt als ein Mann.

Arbeitsbedingungen: Corona zehrt an den Nerven

Viele der systemrelevanten Branchen sind frauendominiert. Hier kam es teils zu deutlichen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen. In der Pflege, im Handel und in der Kinderbetreuung stiegen die Anforderungen in der Pandemie enorm – durch neue Herausforderungen, Zusatzaufgaben, Hygienemaßnahmen, Personalausfälle oder die steigenden Aggressionen in Branchen mit Kundenkontakten. „Beifall und Lob genügen nicht mehr. Hier muss es endlich zu substanzieller Anerkennung kommen“, sagt AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober und fordert den Corona-Tausender, eine ordentliche Personalbemessung in der Pflege und Maßnahmen gegen Gewalt am Arbeitsplatz.

Kinderbetreuung: Oberösterreich ist noch immer Schlusslicht

Das Um und Auf, um Beruf und Familie vereinbaren zu können, ist ein gutes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen, das sich an den Bedürfnissen der Kinder und der Eltern orientiert. Die Corona-Pandemie legte einmal mehr die Schwächen im Bundesland offen: Oberösterreich hinkt bei Kinderbetreuungsplätzen, die beiden Elternteilen eine Vollzeitarbeit ermöglichen, den anderen Ländern weit hinterher. Das Resümee der AK: Hier gibt es großen Aufholbedarf, die Landesregierung muss endlich handeln.

Frauen häufiger von Armut betroffen als Männer

In Oberösterreich erhielten im Corona-Jahr 2020 rund 17.600 Personen eine Leistung im Rahmen der Sozialhilfe des Landes. Davon waren rund 9.700 Menschen oder 55 Prozent weiblich. Gegenüber der bis 31. Dezember 2019 geltenden Mindestsicherung reduzierte sich die Zahl der Bezieher/-innen um rund 500 Personen oder rund drei Prozent. „Das ist sehr befremdlich. Denn wie kann es sein, dass weniger Menschen Sozialhilfe bekommen, obwohl es aufgrund der Pandemie massive Einkommenseinbußen durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit im Niedriglohnbereich gab?“, fragt der AK-Präsident. Der Hauptgrund liegt für ihn in den Leistungsverschlechterungen der Sozialhilfe. Er fordert deshalb von Seite der Landesregierung die sofortige Reform.

Die Corona-Sonderausgabe „Frauenmonitor 2021“ mit weiteren Details und Themen finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at