Rege Nachfrage nach Glücksspiel & Sportwetten

10. Mai 2016 • News • BRANCHENRADAR • Branchenstudien • Marktdaten • Marktforschung • Wirtschaftsstatistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Tourismus, Freizeit & Sport • Online & IKT & Elektronik • Handel & Dienstleistung

Der Markt für Glücksspiel & Sportwetten wuchs in Österreich im Jahr 2015 robust um mehr als drei Prozent geg. VJ. Deutliche Zuwächse in Spielbanken, im Online-Gaming und bei Sportwetten stehen Rückgängen bei Lotterien und im Automaten-Glücksspiel gegenüber, wie aktuelle Daten im BRANCHENRADAR Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2016 zeigen.

Falls die Reformen und Beschränkungen im Glücksspiel- und Sportwettenwesen der letzten Jahre auch zum Ziel hatten, das Spielvolumen insgesamt einzudämmen, macht sich beim Blick auf die diesbezügliche Entwicklung im Jahr 2015 wohl bei so manchem Politiker Resignation breit. Denn der Brutto-Spielertrag (BSE), also die Nettoerlöse (Einsätze abzüglich Gewinnausschüttungen, vor Steuern und Abgaben) der Anbieter wuchs robust um 3,2% geg. VJ auf 1.551 Millionen Euro. Auch hinsichtlich eines höheren Spielerschutzes läuft die Entwicklung wohl nicht ganz so, wie es der Gesetzgeber im Sinn hatte. Denn während Spielarten mit vergleichsweise kleinen Einsätzen wie Lotterie-Glücksspiele, Automaten auf landesrechtlicher Basis (Landesausspielungen) oder Video-Lotterie-Terminals (VLT) mehr oder weniger stark an Bedeutung verloren, wuchs das Geschäft in Spielsegmenten mit weitaus großzügigeren bzw. überhaupt nicht vorhandenen Einsatzlimits substantiell.

So erhöhte sich etwa der BSE in Spielbanken (Casinos) um mehr als ein Viertel (+26,0% geg. VJ) auf nunmehr 212 Millionen Euro, wobei die beiden Standorte Wien und Baden rund 80% des gesamten Wachstumsbeitrags lieferten. Aus gutem Grund. Beide Häuser profitierten zweifelsohne vom mit Jahresbeginn 2015 in Kraft getretenen „Automatenverbot“ in Wien, durch das sich speziell die High Roller unter den Spielern, die bis dahin vorwiegend im Wiener Prater oder in Oberlaa ihrer Leidenschaft frönten, nun eine neue Spielstätte suchen mussten. Aber auch der Sportwetten-Markt expandierte ungebremst. Im letzten Jahr stiegen die Nettoerlöse um 19,5% geg. VJ auf 186 Millionen Euro. Der Zuwachs kam dabei zur Gänze aus dem stationären Geschäft, da nur dort die Möglichkeit besteht, als Ersatz zum Automatenspiel auf Sportwetten umzuschwenken. Dass auch das Online-Gaming boomt, ist indessen weniger auf Kannibalisierungseffekte zurückzuführen, sondern vielmehr auf neue Spielangebote mit Mikroeinsätzen und die zunehmende Verfügbarkeit auf Smartphones, mit der auch neue Zielgruppen erschlossen werden, bspw. Frauen, die zu den Desktop-Gambling-Angeboten (etwa auf Sportwetten-Plattformen) bislang keinen Zugang fanden. Im Jahr 2015 stiegen die Brutto-Spielerträge aus dem Online-Gaming um fünfzehn Prozent geg. VJ auf 152 Millionen Euro.

Weniger erfreulich entwickelte sich indessen das Lotterie-Glücksspiel (ohne Sportwetten). Obgleich bei „Lotto 6 aus 45“ ein Umsatzplus von fünf Prozent geg. VJ eingefahren werden konnte, weil eine Preiserhöhung vom Juli 2014 durchschlug, sank der BSE insgesamt um knapp ein Prozent (-0,9% geg. VJ) auf 663 Millionen Euro. Und mit einem Umsatzeinbruch war das Automaten-Glücksspiel außerhalb von Spielbanken konfrontiert. Insgesamt sanken die Nettoerlöse der Automatenbetreiber um -10,6% geg. VJ auf 338 Millionen Euro. Dabei wurde der Markt von einem deutlichen Anstieg des „Grauen Marktes“ gestützt. Im Zuge des Automatenverbots in Wien kamen alleine in der Bundeshauptstadt rund 600 Apparate ohne Bewilligungen neu auf den Markt. Zudem entwickelte sich Oberösterreich zum neuen „Hotspot“. In Westösterreich war die Anzahl der illegalen Glücksspielautomaten mit rund 1.700 Stück konstant hoch. Infolge wuchs der Brutto-Spielertrag aus Automaten, die ohne Genehmigung betrieben wurden, um rund sechzig Prozent auf 116 Millionen Euro. Gleichzeitig brach das Geschäft bei Lizenznehmern wie Novomatic oder der CASAG-Tochter WINWIN im zweistelligen Prozentbereich ein.

Eine geglückte Reform liefert wohl andere Ergebnisse

„Eine geglückte Reform liefert wohl andere Ergebnisse“, so Studienautor Andreas Kreutzer. Dabei war die Finanzpolizei (SOKO Glücksspiel) im letzten Jahr so fleißig wie schon lange nicht. Insgesamt wurden mehr als 2.200 Apparate aus dem Verkehr gezogen, fast das Doppelte des Vorjahres (2014). Allerdings wird es für die Exekutive immer schwieriger, die richtigen „Spielhöllen“ auszuheben, da ein nicht unerheblicher Teil der ohne Bewilligung betriebenen Glücksspiel-Automaten mittlerweile in Lokalen betrieben wird, die nicht ohne weiteres frei zugänglich sind. Dazu zählen neben Kulturvereinen auch Sportwetten-Lokale, die als Club betrieben werden und daher nur Mitgliedern vorbehalten sind. In beiden Fällen gibt es in der Regel eine per Video überwachte Zutrittskontrolle.

Nichtsdestotrotz, die Anzahl der illegalen Glücksspiel-Automaten sinkt. In der aktuellen Automaten-Großzählung vom März 2016, durchgeführt von KREUTZER FISCHER & PARTNER, werden bundesweit 2.986 Glücksspiel-Automaten ohne Bewilligung identifiziert. Im Vergleich zum Vorjahr (Frühjahr 2015) ist dies ein Rückgang um neun Prozent oder rund 300 Geräte. Die meisten Apparate stehen in Salzburg (653 Stk.), gefolgt von der Steiermark (588 Stk.) und Tirol (502 Stk.). In Wien wurden zuletzt 433 illegale Glücksspiel-Automaten gezählt. Kurz nach dem Inkrafttreten des „Automatenverbots“ waren es noch 640 Stück.

Tabelle: Marktentwicklung Glücksspiel & Sportwetten in Österreich | Nettoerlöse (Bruttospielertrag) in Mio. Euro

BSE in Mio. Euro

2012

2013

2014

2015

Glücksspiel & Sportwetten total

1.451

1.457

1.503

1.551

    Lotterie-Glücksspiele

682

651

669

663

    Spielbanken

179

168

168

212

    Online-Gaming

110

126

132

152

    Automaten | VLT

354

376

378

338

Glücksspiel total

1.324

1.321

1.348

1.365

Sportwetten

127

136

156

186

Quelle: BRANCHENRADAR Glücksspiel & Sportwetten in Österreich 2016

Die Berechnung wurde mit aller gebotenen Sorgfalt - aber ohne Gewähr - erstellt.


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