Schlechte Lebensbedingungen von Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdeten

22. Okt 2014 • News • Statistik Austria • Statistik • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Arbeitswelt

Einer von Statistik Austria durchgeführten Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) zufolge galten im Jahr 2013 in Österreich 385.000 Menschen oder rund 5% der Bevölkerung als mehrfach ausgrenzungsgefährdet.

In vielen Bereichen des Lebens sind ihre Chancen schlechter als jene der Einfach- und Nicht-Ausgrenzungsgefährdeten.

2013 waren in Österreich 385.000 Personen mehrfach ausgrenzungsgefährdet

Die Gruppe der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten umfasste laut EU-SILC 2013 in Österreich 18,8% der Bevölkerung oder 1.572.000 Menschen, die von mindestens einer der drei folgenden Gefährdungslagen betroffen sind: Armutsgefährdung, erhebliche materielle Deprivation oder Leben in Haushalten mit keiner oder sehr niedriger Erwerbsintensität. Von einer besonders starken Benachteiligung ist bei gleichzeitigem Vorliegen von zwei oder allen drei der genannten Kriterien auszugehen. Damit sind 385.000 Personen – ein Viertel der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten oder 4,6% der Bevölkerung – konfrontiert.

Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdete haben schlechtere Lebensbedingungen

Mit der mehrfachen Ausgrenzungsgefährdung gehen deutliche Nachteile in zahlreichen Dimensionen des Lebens einher (siehe Tabelle), etwa hinsichtlich prekärer Wohnqualität: Neunmal so oft wie Personen, die nicht ausgrenzungsgefährdet sind, wohnten Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdete in Wohnungen ohne Bad und WC, hatten Probleme mit der Bausubstanz (Feuchtigkeit, Schimmel) bzw. mit dunklen Räumen oder verfügten über keine Waschmaschine – wobei mindestens zwei dieser vier Merkmale zutrafen. Für 76% der Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdeten machten zudem die Wohnkosten mehr als ein Viertel ihres Einkommens aus. Von den Nicht-Ausgrenzungsgefährdeten trugen 12% und von den Einfach-Ausgrenzungsgefährdeten 60% eine so hohe Wohnkostenlast.

Auch zwischen Gesundheit und Ausgrenzungsrisiko ist ein starker Zusammenhang erkennbar: Während 8% der Nicht-Ausgrenzungsgefährdeten ab 16 Jahren und 13% der Einfach-Ausgrenzungsgefährdeten gesundheitlich beeinträchtigt waren, trifft dies auf 21% der Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdeten zu. Somit ist mehr als jede fünfte von multipler Ausgrenzung gefährdete Person in mindestens zwei der drei beobachteten Gesundheitsindikatoren – sehr schlechter allgemeiner Gesundheitszustand, chronische Krankheit, starke Einschränkung bei Alltagstätigkeiten seit mindestens einem halben Jahr – betroffen. Denkbar sind sowohl gesundheitliche Auswirkungen der Ausgrenzung als auch Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung in Folge gesundheitlicher Einschränkungen, etwa weil keine Berufstätigkeit ausgeübt werden kann.

Einschränkungen erfahren Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdete auch im materiellen Lebensstandard: Sie können unerwartete Ausgaben (im Ausmaß von 1.050 Euro) mehr als fünfmal so oft nicht tätigen wie Personen ohne Armuts- oder Ausgrenzungsrisiko. Gleichzeitig gibt es – ohne Änderung des Einkommens – nur geringe Chancen auf eine Verbesserung dieser Situation: 62% ist es nicht möglich, wenigstens 15 Euro pro Monat zur Seite legen, bei den Nicht-Ausgrenzungsgefährdeten sind es 4%.

Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdung geht mit niedrigem subjektiven Wohlergehen einher

Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdete stufen ihre Lebenszufriedenheit auf der Skala von 0 ("überhaupt nicht zufrieden") bis 10 ("vollkommen zufrieden") durchschnittlich mit 6,1 ein. Einfach-Ausgrenzungsgefährdete sind mit einem Wert von 7,3 bereits zufriedener, Personen ohne Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung sind im Mittel am zufriedensten mit ihrem Leben (8,0).

 

Rückfragen zum Thema beantworten in der Direktion Bevölkerung, Statistik Austria:  
Mag. Nadja LAMEI, Tel.: +43 (1) 71128-7336 bzw. nadja.lamei@statistik.gv.at und  
Anneliese OISMÜLLER, MA, Tel.: +43 (1) 71128-7306 bzw. anneliese.oismueller@statistik.gv.at  

Tabelle: Lebensbedingungen für Nicht-, Einfach- und Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdete
Ausgewählte Lebensbedingungen, Quote in % Nicht-Ausgrenzungsgefährdet Einfach-Ausgrenzungsgefährdet Mehrfach-Ausgrenzungsgefährdet
Prekäre Wohnqualität 1 4 14
Wohnkostenbelastung > 25% 12 60 76
Mehrfache Gesundheitseinschränkungen 8 13 21
Keine unerwarteten Ausgaben möglich 16 42 86
Kein Sparen möglich 4 15 62